Objektiv1848
Die Mühlen der Berner Bundespolitik mahlen gemeinhin in behäbigem Tempo. Doch als vor 175 Jahren eine neue Verfassung erarbeitet, verabschiedet und in Kraft gesetzt wurde, ging es rasend rasch.

Die Heilige Schrift der Schweiz im Original: Die Bundesverfassung von 1848, Brief mit Siegel, im Bundesarchiv zu Bern. Das Gründungsdokument der modernen Eidgenossenschaft entstand vor 175 Jahren: Am 17. Februar 1848 trat die «Bundesrevisionskommission» zusammen. Zweieinhalb Monate nach dem Sieg der Radikalen im Sonderbundskrieg war die Zeit reif für den Umbau des Staatenbunds zum Bundesstaat. Die 23 Gesandten tagten im «Äusseren Stand» in Bern, waren jedoch imstande, ortsuntypisch rasant eine moderne Verfassung auszuarbeiten: Binnen 51 Tagen schufen sie das wahre Wunder von Bern (dieweil sich rundum die Völker gegen die Fürsten erhoben). Das gelang dank einer amerikanischen Anleihe – das Zweikammersystem ist eine Kopie des Kongress-Modells. Im Sommer folgten die Volksabstimmungen in den Kantonen, im September erklärte die Tagsatzung die neue Verfassung für angenommen, im Oktober wurden National- und Ständerat gewählt, im November konstituierte sich erstmals die Bundesversammlung und wählte den ersten Bundesrat; sechs der sieben (alle freisinnig) hatten in der Revisionskommission mitgewirkt. Lauter Männer. Diesbezüglich blieb die Schweiz bis 1971 im Rückstand.
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