3000 ist nicht das Ende
Der Nasdaq-Composite-Index bricht Rekorde.
Der Nasdaq-Composite-Index bricht Rekorde. Nicht nur kletterte er diese Woche über 3000 auf ein neues Allzeithöchst und verzeichnete mit einem Volumen von über 1,437 Mio.Aktien den umsatzstärksten Tag in seiner Geschichte – keine andere Börse hat je mehr Aktien umgesetzt –, auch im Vergleich zu den anderen US-Börsenbarometern darf sich die Performance sehen lassen. Während der S&P-500-Index und der Dow 1999 bislang rund 15% gewannen, stieg der Nasdaq 38%. Selbst in Bezug auf die Unternehmen ist er Sieger: Drei der fünf grössten US-Gesellschaften (gemessen an der Marktkapitalisierung) – Intel, Microsoft und Cisco Systems – sind an der elektronischen Börse kotiert. - Der Erfolg war bei der Gründung des Index 1971 nicht vorherzusehen. Denn der Nasdaq Composite wurde als Index für Nebenwerte gegründet. Noch heute wählen viele kleine Gesellschaften für ihren Börsengang den Nasdaq. Mit dem Index wollte die damals neue elektronische Börse auf sich aufmerksam machen. Das ist ihr gelungen, selbst wenn über die Jahre auch Skandale für Gesprächsstoff sorgten. Absprachen unter den Market-Makern führten dazu, dass den Investoren zu hohe Kauf- und zu tiefe Verkaufskurse berechnet wurden. Erst vor wenigen Jahren wurde die Transparenz erhöht. - 1993 begannen sich die beiden Nebenwertindizes Nasdaq Composite und Russell-2000 voneinander abzukoppeln. Wobei bemerkt werden muss, dass erfolgreiche Unternehmen im Russell-Index aus demselben fallen und in den Russell-1000 aufsteigen. Dennoch ist die Performance des Nasdaq Composite bemerkenswert. Er brauchte zwölf Jahre, um sich von 100 auf 300 zu verdreifachen. Für den Sprung von 1000 auf 3000 reichten ihm weniger als viereinhalb Jahre. Verantwortlich für das rasante Wachstum und die Abkoppelung vom Russell-2000 ist nicht nur der einfache und transparente elektronische Handel, sondern auch die Technologielastigkeit des Nasdaq. Gemessen an der Anzahl Unternehmen sind zwar nur gerade knapp 16% der Firmen im Software-, Hardware- oder Internet-Bereich tätig. Anders sieht das Bild aber mit Blick auf die Marktkapitalisierung aus. Über 50% des Werts des Nasdaq-Composite-Index entfällt auf Computer- und 17,5% auf Telecomgesellschaften. Dass der Nasdaq-Composite-Index nur das Spiegelbild einiger weniger Gesellschaften ist und auf Gedeih und Verderb von ihnen abhängt, zeigt auch die Gewichtung der Gesellschaften: Ein Drittel der Marktkapitalisierung entfällt auf 5 der 4842 Gesellschaften: Microsoft, Intel, Cisco Systems, MCI Worldcom und Qualcomm. - Genau diese Unternehmen werden es auch sein, die für weitere Avancen des Nasdaq Composite sorgen; unter der Voraussetzung, dass die Unternehmen nicht an die Nyse wechseln, was nicht zu erwarten ist, auch wenn das Big Board die Börsenkürzel «M» und «I» (für Microsoft und Intel) nicht anderweitig vergeben will. Die Bewertung der Technologiestandardwerte ist zwar hoch – Microsoft werden mit einer P/E von 48 (2000) und Cisco Systems mit einer P/E von 59 gehandelt – und damit sind die Gesellschaften auf Enttäuschungen besonders anfällig, auch die steigende Anzahl von Internet-Gesellschaften wird dafür sorgen, dass die Volatilität des Nasdaq Composite eher noch steigen wird, doch das Kurspotenzial ist vorhanden. Denn die Technologiestandardwerte werden ein langfristiges Gewinnwachstum zeigen, das deutlich über der durchschnittlichen Ertragssteigerung der S&P-500-Gesellschaften steht. - Der Erfolg in den USA reicht der NASD, der Muttergesellschaft des Nasdaq, nicht. Sie will expandieren. In zahlreichen Ländern sind elektronische Märkte geplant. Nun bestehen auch für Europa Pläne. 2001 soll der Handel auf dem Alten Kontinent beginnen. Er ist ein wichtiger Schritt in der Entstehung eines globalen Aktienmarkts, der 24 Stunden offen ist.