Aktienrückkäufe bleiben für Julius Bär ein Thema
Die gute Aufnahme der Kapitalerhöhung spiegelt die Zustimmung der Aktionäre. Auf der Road Show versprach das Management viel.

Die Bank Julius Bär hat mit der Kapitalerhöhung für den Kauf des ausseramerikanischen Geschäfts von Merrill Lynch 492 Mio. Fr. eingenommen. Die Bezugsrechte wurden zu 99,91% gezeichnet, was von CFO Dieter Enkelmann im Gespräch als gutes Zeichen interpretiert wird: «Die Kapitalbeschaffung über 750 Mio. Fr. ist nun unter Dach und Fach. Das stimmt uns optimistisch.»
Dass die Kapitalerhöhung schlank über die Bühne ging, ist für den CFO die Folge der jüngsten Road Shows: «Mit den Präsentationen konnten wir viele Unsicherheiten ausräumen.» Seiner Meinung nach gelang es Julius Bär aufzuzeigen, dass die Risiken der Transaktion kleiner seien als vorher angenommen. Der Ausgabepreis sei als attraktiv eingestuft worden. Das geringe Volumen der gehandelten Anrechte unterstreiche, dass Julius Bär eine stabile, institutionelle Anlegerschaft habe. «Die meisten unserer Aktionäre sind langfristig orientiert.»
Charmeoffensive gelungen
Mindestens jetzt: «Aktionäre, die nicht an den Erfolg dieser Akquisition glauben oder Aktienrückkäufe vorzogen, haben sich verabschiedet.» Vor diesem Hintergrund brachen Julius Bär nach Ankündigung der Transaktion 10% ein. Später erholte sich der Kurs wieder, was gemäss dem CFO unterstreicht, dass Investoren zurückkehrten. «Mit der zusätzlichen Information sind die Investoren zur Überzeugung gelangt, dass das eine interessante Geschichte ist.»
CEO Boris Collardi und der Finanzchef sahen an Investorenpräsentationen und/oder Treffen in kleinem Rahmen in London, Paris, Zürich und Frankfurt über fünfzig Investoren und erhielten viel Feedback. Thematisiert wurde in den Gesprächen besonders die Kapitalmanagementposition von Julius Bär. Die Investoren wollen wissen, ob Julius Bär nach dem Abschluss der Transaktion zu den alten Tugenden zurückfinden werde. Collardi und Enkelmann konnten sie beruhigen: «Wenn wir nach erfolgreichem Abschluss der Integration wieder Überschusskapital generieren, wollen wir von Zeit zu Zeit erneut Aktienrückkäufe durchführen», sagt Enkelmann. Der flexible Teil der Aktienkapitalrückführung werde eher über Aktienrückkäufe als über Dividendenerhöhungen vorgenommen. Julius Bär fühlt sich einer «flachen Dividendenpolitik, sprich einer eher konstanten Dividende» verpflichtet.
Wichtig, gerade auch mit Blick auf den US-Steuerstreit, ist auch die Beteiligung der Bank of America an Julius Bär. Sie hat sich verpflichtet, ihre Aktien für mindestens ein Jahr, voraussichtlich bis zum dritten Quartal 2014, zu halten. Das will gemäss Dieter Enkelmann jedoch nicht heissen, dass die Titel anschliessend sofort verkauft werden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Kooperationsvereinbarung, die in einer ersten Phase über fünf Jahre läuft. Julius Bär bringt der Bank of America Kunden im Investment Banking zu. Sie führt Julius Bär Kunden im internationalen Wealth Management zu. Zudem erhalten Bär-Kunden Zugang zu Merrill-Lynch-Research.
Gerüchte, wonach interne Teams von Julius Bär die Transaktion negativ beurteilen, mochte Dieter Enkelmann «in dieser Form überhaupt nicht bestätigen». Gerade in Asien verdopple Julius Bär das Volumen, was für Kundenberater sehr interessant sei. «Sie können darauf verweisen, dass wir in Asien über Vermögen unter Verwaltung von 50 Mrd. $ verfügen und zu den fünf oder sechs grössten Wealth-Managern gehören.» In Asien und im Nahen Osten wurde die Bekanntheit von Julius Bär erheblich grösser. Der Grossteil der Mitarbeiter stehe der Transaktion «neutral bis positiv» gegenüber. Die Stimmung im Hause sei trotz hoher Arbeitsbelastung für alle Beteiligten gut.
Ungeachtet solcher Aussagen ist nicht zu vergessen, dass im Zuge der Transaktion 800 bis 1000 von insgesamt 5700 Stellen wegfallen. Wo genau, ist noch offen: «Welche Jobs gestrichen werden, hängt von den einzelnen Standorten ab und ist Bestandteil der Planung.»
Einzig für Risikofähige
Was heisst das alles für den Aktionär? Auf der einen Seite können der erfolgreichen Kapitalerhöhung positive Seiten abgewonnen werden. Die heutigen Aktionäre scheinen die Transaktion mindestens zu akzeptieren. Anderseits dürfen die Risiken der Grossakquisitionen nicht unterschätzt werden. Julius Bär kauft Geschäftseinheiten, die bislang defizitär arbeiteten. Grosse Anstrengungen sind notwendig, um dieses Geschäft rentabel zu betreiben. Zwischen den beiden Einheiten bestehen zudem grosse kulturelle Unterschiede. Vorsichtige Anleger werden Julius Bär vor diesem Hintergrund meiden.
Für risikofreudige und risikofähige Anleger jedoch können Engagements nun ein Thema sein. Gelingt CEO Collardi trotz aller Widrigkeiten das Kunststück, die Akquisition zum Fliegen zu bringen, werden die Aktionäre über kurz oder lang profitieren. Der Steuerstreit bleibt zwar ein belastender Faktor. Es besteht jedoch Hoffnung, dass der Deal einer gütlichen, wenn auch teuren Lösung förderlich ist.
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