Am Fahrplan festhalten
Der Entscheid kam für Schmolz+Bickenbach unerwartet: Die Übernahmekommission fordert, dass den Publikumsaktionären ein Kaufangebot zu unterbreiten ist.
Der Entscheid kam für Schmolz+Bickenbach unerwartet: Die Übernahmekommission fordert, dass den Publikumsaktionären ein Kaufangebot zu unterbreiten ist. Damit kann die Neuorganisation nicht wie vorgesehen durchgeführt werden. Diese sah eine Zusammenlegung der Aktivitäten der Schmolz+Bickenbach und der früheren Swiss Steel vor. Nach der Transaktion, der die Aktionäre an der ausserordentlichen Generalversammlung vor zwei Wochen zugestimmt haben, entstünde ein Stahlkonzern mit einem Jahresumsatz von 5 Mrd. Fr. mit 10000 Mitarbeitern. - Vorgesehen war eine Kapitalerhöhung von 188,7 auf 300 Mio. Fr. unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre. Die Aufstockung erfolgt gegen Sacheinlage von Schmolz+Bickenbach (S+B). Die Kapitalerhöhung wird die Beteiligungsverhältnisse verändern: Der Anteil der Publikumsaktonäre sinkt von 33 auf 21% und der von Schmolz+Bickenbach und Gerold Büttiker (die einen Aktionärspool bilden) von 67 auf 42%. Diese hatten vor drei Jahren bereits ein Pflichtangebot unterbreitet, als sie den Schwellenwert von 331/3% überschritten hatten. - Neu wären die S+B Finanz zu 27%, die S+B KG (das Mutterhaus von S+B) zu 10% beteiligt. Die Übernahmekommission definiert nun die beiden Gesellschaften als neue Aktionärsgruppe, die nicht an den Aktionärsbindungsvertrag gebunden ist. Ihre Beteiligung von 37% überschreitet 331/3% – und damit den Wert, der ein Pflichtangebot erfordert. - Der operative Leiter der neuen Schmolz+Bickenbach und frühere CEO der Swiss Steel, Marcel Imhof, will am ursprünglichen Fahrplan festhalten, der die Kapitalerhöhung für Ende November vorsah. Die rechtlichen Möglichkeiten werden deshalb rasch abgeklärt, um Schmolz+Bickenbach als Publikumsgesellschaft zu erhalten. Geprüft werden die Varianten, die Beteiligung der beiden Gesellschaften unter 331/3% zu senken oder sie in die Aktionärsgruppe einzubinden. Ein Pflichtangebot soll offenbar vermieden werden, der Durchschnittskurs der letzten dreissig Börsentage (Mindestpreisangebot) entspricht in etwa dem gegenwärtigen Aktienkurs. - Der Entscheid der Übernahmekommission gefährdet weder die Transaktion noch stellt er den Verbleib des Unternehmens an der Schweizer Börse SWX in Frage. Die Aktien S+B haben daher kaum reagiert und auch an unserer Aktienempfehlung ändert sich nichts: Mit Blick auf die anspruchslose Bewertung von 9 (auf Basis der Gewinnschätzung 2007) drängt sich ein Verkauf nicht auf.CD