Amerikas Benzinhunger eröffnet Raffinerien Chancen Publikumsöffnungen en vogue – Konsolidierung auf beiden Seiten des Atlantiks – Aktien schneiden jeweils im ersten Semester besser ab
Die Aufbereitung von Rohöl zu Benzin, Diesel oder Kerosin galt lange als unattraktives Geschäft mit tiefen Margen.
Die Aufbereitung von Rohöl zu Benzin, Diesel oder Kerosin galt lange als unattraktives Geschäft mit tiefen Margen. Der weltweit wachsende Hunger nach Ölderivaten, die steigende Kapazitätsauslastung und immer strengere Umweltauflagen haben der einst stiefmütterlich behandelten Raffinierbranche in den vergangenen Jahren jedoch zu einem respektablen Gewinnwachstum verholfen. Das weckte auch das Interesse der Investoren, sodass 2006 mit Western Refining in den USA, Saras in Italien und zuletzt Petroplus in der Schweiz gleich drei Raffineriegesellschaften den Gang an die Börse wagten. - Die Zahl der Raffinerien hat sich seit Beginn der Achtzigerjahre auf beiden Seiten des Atlantiks kontinuierlich verringert. Stillgelegt wurden vor allem kleine und rückständige Anlagen von geringer Effizienz. Um den zusehends strengeren Betriebsvorschriften zu entsprechen, investierte die ölverarbeitende Industrie zudem vorwiegend in den Ausbau der bestehenden Infrastruktur und weniger in die Errichtung neuer Anlagen. Gemäss der Branchenzeitschrift «Oil und Gas Journal» sind heute weltweit noch gut 660 Ölraffinerien in Betrieb, von denen sich etwas mehr als 100 in Westeuropa befinden. - Die meisten dieser Anlagen gehören integrierten Ölmultis wie Exxon Mobil, BP oder Total, die von der Förderung des schwarzen Goldes über die Weiterverarbeitung bis hin zum Tankstellenverkauf auf sämtlichen Stufen der Wertschöpfungskette aktiv sind. Rund ein Drittel ihrer Gewinne und Investitionen entfällt dabei auf des Raffineriegeschäft. Unabhängige Wettbewerber wie die US-Branchenführer Valero und Sunoco hingegen verfügen über keine eigenen Ölfelder, sondern erwerben Rohöl auf dem Spot- oder Terminmarkt und verkaufen ihre Produkte im Gross- oder im Detailhandel. - Ein Blick nach Amerika zeigt, dass die Raffineriekapazitätsanteil der integrierten Konzerne in den vergangenen zehn Jahren von 76 auf 68% geschrumpft ist, während unabhängige Wettbewerber in der gleichen Grössenordnung expandiert haben. Eine gemächlichere Entwicklung spielte sich bislang in Europa ab, wo sich der Kapazitätsanteil unabhängiger Raffineriebetreiber wie Neste Oil aus Finnland oder Hellenic Petroleum aus Griechenland von 11 auf 16% erhöhte.