Auf Expansionspfad
Traditionsreich ist die Privatbank EFG International mit Geburtsjahr 1995 sicher nicht.
Traditionsreich ist die Privatbank EFG International mit Geburtsjahr 1995 sicher nicht. Seit der Gründung ist sie aber rasch gewachsen, sodass einige Schweizer Vermögensverwalter in Bezug auf verwaltete Vermögen und Anzahl Kundenberater zunehmend «alt» aussehen. Mit knapp 80 Mrd. Fr. Kundenvermögen per Ende Juni hat sich EFG in die Liga einer Vontobel und Sarasin gespielt. Auch hat die Bank mit über 460 Private-Banking-Kundenberatern nur rund 50 Berater weniger als Julius Bär. Auch was die Kosten-Ertrags-Relation angeht, hat EFG die Nase vorne, und dies obwohl die Gruppe nicht mit harter Hand aus der Schweizer Zentrale geführt wird, sondern viele Entscheidungen den Kundenberatern überlassen werden. - Allerdings gilt für EFG International das Gleiche wie für andere Banken, die ihr Modell im aktuellen Boom angepasst haben: Die Nagelprobe kommt, wenn eine längere Baisse einsetzt. Das erste Semester gab diesbezüglich keinen Grund zu Beschwerden. Was EFG betrifft, so wandelte sie auf dem vorgezeichneten Pfad. In zwei Punkten muss die Gruppe jedoch im zweiten Semester einen besonderen Effort leisten. Sie wird erstens mindestens gleich viele sogenannte CRO (Client Relationship Officers) einstellen müssen wie in der ersten Jahreshälfte (+68). Chief Executive Officer (CEO) Lawrence Howell sieht darin kein Problem, denn die Bank sei bereits mit mehreren Personen im Gespräch, wie er am Dienstag an der Medienkonferenz durchblicken liess. - Der zweite Punkte betrifft das Wachstum durch Akquisitionen. Im laufenden Jahr wurden zwei Einheiten, die kanadische Bull Wealth Management (noch nicht abgeschlossen) und die amerikanische PRS, in die Gruppe geholt. Beide Transaktionen bringen rund 4,5 Mrd. Fr. zusätzliche Kundengelder. Zudem wurde die Übernahme der schwedischen Quesada Kapitalförvaltning abgeschlossen (zum Zeitpunkt des Kaufs 0,8 Mrd. Fr.). Um das Jahresziel von 10 bis 15 Mrd. Fr. akquirierte Kundenvermögen zu erreichen, müssten bald weitere Transaktionen spruchreif werden. Dem Finanzchef Rudy van den Steen stehen für Einkäufe rund 700 Mio. Fr. zur Verfügung. EFG sei in fortgeschrittenen Verhandlungen mit mehreren Einheiten, sagte Van den Steen. Zur EFG passen Vermögensverwalter, die sich unter das Dach von EFG begeben wollen, ohne dabei allzu viel Freiheit zu verlieren. - Die anderen Kenngrössen wie Kundenvermögen, Marge (hohe 1,23%) und Kosten-Ertrags-Verhältnis waren zur Jahresmitte schon auf Zielhöhe. Das Semesterergebnis wurde am Markt gut aufgenommen. Wir halten EFG International für eine attraktive Bereicherung des Portefeuilles. Das hohe Wachstum ist profitabel, und die Zielvorgaben konnten bisher erfüllt werden. Wir halten an unserer Gewinnschätzung fest. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2008 von 17 ist durch das über dem Branchenmittel liegende Wachstum gerechtfertigt.CP