Aufgefallen in... Vancouver Island
Vom Jagen und Sammeln

Kurz nach der Ausfahrt vom Highway 1, hinter Duncan, an der Ostseite von Vancouver Island, werden die Strassen enger, die Gegend verlassener. Nur noch einzelne Holzhäuser stehen versteckt in der üppigen Vegetation aus mächtigen Douglastannen und Arbutusbäumen. Das Gefühl, falsch abgebogen zu sein, intensiviert sich. Als nach zwanzig langen Minuten die Auffahrt zum Hand of Man Museum doch noch kommt, ist die Erleichterung gross.
Schnell wird klar, dass sich der Ausflug in die Abgeschiedenheit gelohnt hat. Das 17 000 Quadratmeter grosse Museum war einst die Grundschule. Hier hat der in Kanada populäre Outdoor-Autor, Tierfotograf, Fernsehstar, Jäger und Naturforscher Jim Shockey seine Privatsammlung aus über vierzig Jahren Abenteuerreisen ausgestellt. In den ehemaligen Klassenräumen präsentiert der heute 65-Jährige ein sorgfältig sortiertes Sammelsurium aus afrikanischen Masken, sibirischen Hochzeitsdecken, Angelködern, Pfeilspitzen bis hin zu Schlangenhäuten, Tierfellen, Mammutskeletten und anderen präparierten Tieren. Shockey gibt an, im Alter von zehn Jahren mit dem Sammeln von Muscheln begonnen zu haben. Auch sie sind in Vitrinen zu sehen.
Nur eine einzige Reklametafel an der Autobahn weist auf dem Weg von der Provinzhauptstadt Victoria nach Norden auf das Hand of Man Museum hin. Ansonsten erfährt man über Mund-zu-Mund-Propaganda von diesem kuriosen Ort, der im Monat immerhin gut tausend Besucher zählt. Der Eintritt ist frei, doch Spenden sind willkommen, und es gibt auch einen Geschenkshop. Die exotischen Exponate im Hand of Man hat Shockey alle persönlich gesammelt oder auf der Jagd erlegt. Manche sind für sich schon kurios, doch es ist die schiere Menge, die letztlich in Staunen versetzt und auch Fragen aufwirft. Es gibt präparierte Kugelfische, unzählige Tierskelette, perlenbesetzte Lederhandschuhe von Künstlern der First Nations, alte Schneeschuhe, Tierfallen, und in der Bibliothek stehen seltene Bände von Forschungsreisenden in Erstauflage. Das älteste stammt aus dem Jahr 1507. Der spektakulärste Raum ist die ehemalige Turnhalle. Auf einer Bühne befinden sich die riesigen Skelette eines Höhlenbären, eines Wollnashorns, eines Walrosses und eines Grauwals. Auf der anderen Seite des Raums steht ein gigantisches Wollmammutskelett aus Alaska, das von Elchgeweihen flankiert wird. Jedes Naturkundemuseum in Europa dürfte sich das eine oder andere wohl herbeiwünschen. Die Besucher werden gebeten, nichts anzufassen, Fotografieren ist erlaubt, mit Ausnahme von zwei Räumen mit ausgestopftem, seltenem Grosswild.
Shockey stammt aus der kanadischen Provinz Saskatchewan, schon sein Vater war Jäger. Später wurde er zunächst Sammler und Kunsthändler, bevor er sich der Jagd und dem Fernsehgeschäft zuwandte. Zu seinen Sendungen, die im US-TV ausgestrahlt wurden, gehören «Jim Shockey’s Hunting Adventures», «Jim Shockey’s Uncharted» und «Jim Shockey’s The Professionals». Der ungewöhnliche Name seines Museums – Hand of Man – ist eine Anspielung auf die Tatsache, dass fast alles darin von Menschenhand gemacht, von Menschen berührt oder verursacht wurde.
Natürlich hat Shockey auch eine Mission. Er möchte dokumentieren, wie wir den Planeten Erde nach unseren Bedürfnissen auf Kosten der Wildtiere geformt haben, wie er einmal in einem Interview erklärte. Er verurteile das nicht, sondern dokumentiere alles, was er sehe. Auch stehe es den Besuchern frei, mit dem, was sie im Hand of Man sähen, einverstanden zu sein oder eben nicht, so seine Einstellung. Shockeys Passion, das wird bei diesem Besuch klar, ist die Grosswildjagd. An einer Wand befindet sich eine Weltkarte mit Stecknadeln, die zeigen, wo er schon überall war, sowie Fotos seiner zahlreichen Auszeichnungen für professionelles Jagen. Aktuell bietet Shockey Jagdreisen in British Columbia und Yukon an, wo er Lizenzen besitzt. Er wohnt mit seiner Frau ganz in der Nähe des Hand of Man Museum an der Küste von Maple Bay.
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