Aufspaltung der Grossbank wird an der GV behandelt
Der Vorstandsvorsitzende der niederländischen Grossbank ABN Amro, Rijkman Groenink, hat erstmals öffentlich die Vorschläge der britischen Investmentgesellschaft TCI (The Children’s Investment Fund) zurückgewiesen, die das Finanzinstitut zerschlagen will.
Der Vorstandsvorsitzende der niederländischen Grossbank ABN Amro, Rijkman Groenink, hat erstmals öffentlich die Vorschläge der britischen Investmentgesellschaft TCI (The Children’s Investment Fund) zurückgewiesen, die das Finanzinstitut zerschlagen will. TCI, die nach eigenen Angaben 2% an ABN Amro hält, fordert eine Aufspaltung und den Verkauf der Einzelteile, weil diese viel mehr wert seien als die Marktkapitalisierung. Die Niederländer wehrten sich gegen den Angriff, indem sie Fusionsgespräche mit der britischen Grossbank Barclays aufnahmen (vgl. FuW Nr.22 vom 21.März). - In der Einladung zur Generalversammlung (GV) am 26. April erläutert Groenink, weshalb er eine Aufspaltung der Bank nicht für sinnvoll hält: «Der Verkauf von gewinnbringenden und schnell wachsenden Aktivitäten wird hohe und überflüssige Kosten mit sich bringen und einen Einnahmenverlust nach sich ziehen. Das wird negative Auswirkungen auf die übrigen Teile der Bank haben.» - Groenink weist auch den Vorschlag von TCI zurück, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten. Im Februar sei ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 1 Mrd. Euro angekündigt worden, mehr liege momentan nicht drin. Es seien aber einige Aktivitäten identifiziert worden, die abgestossen werden könnten. An der Börse wird darüber spekuliert, dass sich ABN Amro von der 40%-Beteiligung an der Saudi Hollandi Bank trennen werde, was etwa 1,5 Mrd. Euro einbringen könnte. Gemäss Groenink werden die Fusionsverhandlungen mit Barclays fortgesetzt und sollen bis spätestens 20.April abgeschlossen sein. - An der GV würden die TCI-Verschläge besprochen, kündigt Groenink im Weiteren an. Süffisant weist er aber auch darauf hin, dass nach niederländischem Aktienrecht Abstimmungsergebnisse der GV für den Vorstand nicht bindend seien. Der ABN-Amro-Chef hofft ohnehin, dass die Aktionäre die radikalen Vorschläge von TCI ablehnen werden. - Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Zusammenschluss der niederländischen Bank mit Barclays kommt, ist nach einer Umfrage des US-Brokers Merrill Lynch unter Analysten mit 60% am höchsten. Das Übernahmeangebot müsste mindestens 35 Euro pro Aktie betragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die spanische Bank Santander oder Royal Bank of Scotland ABN Amro akquiriert, wird mit 13% angegeben. Santander könne bis zu 41 Euro bieten, ohne eine Gewinnverwässerung zu riskieren, die Schotten 37 Euro. Sogar 48 Euro pro Aktie könnte demnach HSBC zahlen, doch ihr Interesse wird als sehr gering eingeschätzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ABN Amro selbständig bleibt, wird auf 25% veranschlagt. - An der Börse Amsterdam wird mit Spannung darauf gewartet, wie viel Barclays für ABN Amro offerieren wird. Der Aktienkurs der niederländischen Grossbank pendelte diese Woche um 32.20 Euro. Das Aufwärtspotenzial ist nicht ausgereizt, hängt aber davon ab, wie die Fusionsverhandlungen weiter verlaufen und ob es zu einem Bieterwettbewerb mit anderen Interessenten kommt.Htz, Den Haag