Auftragswert schwindet – Abbaumassnahmen forciert – Schulden drücken
Der Elektrotechnikkonzern ABB nimmt den abgeschwächten Bestellungseingang zum Anlass, die angekündigten Abbaumassnahmen beschleunigt voranzutreiben.
Der Elektrotechnikkonzern ABB nimmt den abgeschwächten Bestellungseingang zum Anlass, die angekündigten Abbaumassnahmen beschleunigt voranzutreiben. Geplant ist, die Belegschaft um 8% auf rund 150000 Mitarbeiter zu verkleinern, was die Kostenbasis um jährlich 500 Mio.$ entlasten soll. Dass der Konzern mit Kernkompetenzen in der Automatisierung und der Stromtechnik mit ungenügender Rendite arbeitet, belegen die am Mittwoch veröffentlichten Neunmonatszahlen. Die operative Gewinnspanne von 4,5% und die Cash-flow-Marge von nur gerade 2% sind bedenklich tief. - Die Ertragsschwäche behindert auch ein schnelles Abtragen der hohen Verschuldung, was wegen der Erschütterung des Obligationenmarkts zu einem vordringlichen Ziel geworden ist. Die Konzernleitung erwägt Verkäufe weiterer Liegenschaften. Seit Jahresbeginn ist das Eigenkapital (inkl. Anteilen von Minderheitsaktionären) von 5,5 auf 3,2 Mrd.$ geschmolzen, besonders weil 1,4 Mrd.$ für die zurückgekauften und zur Vernichtung vorgesehenen eigenen Aktien abgebucht werden mussten. Der Eigenkapitalanteil bildete sich von 17,7 auf 9,5% der Bilanzsumme zurück. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die mit Aktiven und Passiven von gut 17 Mrd.$ nicht unbedeutenden Versicherungs-, Leasing- und weiteren Finanzdienstleistungen naturgemäss die Bilanzsumme ausdehnen. Dennoch hat die Agentur Moody’s am Mittwoch ihr Rating von Aa3 für ABB-Obligationen auf den Prüfstand gestellt. - In den Monaten Januar bis September steigerte ABB die Einnahmen um 4% auf 16,9 Mrd.$. In Lokalwährungen gerechnet beträgt der Zuwachs 9%. Damit hielt sich die Gruppe besser als etwa Schneider Electric (+2,3% in Lokalwährungen). Werden aus den Vorjahreszahlen alle Sondereffekte ausgeklammert, blieb auch auf operativer Stufe eine leichte Verbesserung. Sie vermag allerdings die im Vorjahr verbuchten Gewinne aus der Veräusserung von Immobilien und dem Verkauf der Kraftwerksparte nicht aufzuwiegen, weshalb der Überschuss auf ein Viertel zusammenfiel. - Für das gesamte Jahr wird mit einem höheren Umsatz gerechnet. Die Prognose, den Gewinn aus weitergeführten Aktivitäten steigern zu können, musste indes fallen gelassen werden. Der Auftragseingang der ersten neun Monate schrumpfte um 8% (in Lokalwährungen 3%). Im dritten Quartal krebste das Neugeschäft um 11% zurück. Damit steht ABB ähnlich wie Konkurrent Emerson Electric, der über einen 5- bis 10%igen Rückgang der Bestellungen informiert hatte. Die gedrückte Investitionsneigung der Industrie wird die geschäftliche Entwicklung von ABB weiter hemmen. Die Aktien weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis 2002 von 15 auf, womit sich die Valoren zwischen Emerson (KGV 16) und Schneider (KGV 12) bewegen.