Aufwärts Argentinien ohne Einfluss
Anders als allgemein erwartet hat sich der argentinische Zahlungsausfall in Sachen Weltbankschulden des Landes wenig auf die Börsen Lateinamerikas ausgewirkt.
Anders als allgemein erwartet hat sich der argentinische Zahlungsausfall in Sachen Weltbankschulden des Landes wenig auf die Börsen Lateinamerikas ausgewirkt. Die Investoren betrachten Argentinien wegen seiner zunehmenden Isolation von den internationalen Finanzmärkten immer mehr als Sonderfall in der Region. Doch auch in Argentinien selbst wurde der Zahlungsausfall gefasst aufgenommen: Der Merval-Index in Buenos Aires legte in den vergangenen zwei Wochen sogar 8,1% auf 459 zu. Das liegt einerseits daran, dass Argentinien von der Weltbank sowieso nicht viel zu erwarten hatte: Die Entwicklungsbank hatte bereits angedroht, die meisten der anstehenden Kredite für Sozialprojekte zu stoppen, weil die Gelder zu wenig transparent verteilt würden. Ausserdem setzen die Argentinier nun verstärkt auf den Internationalen Währungsfonds (IWF). Nach günstigen Äusserungen aus Washington hoffen sie darauf, dass ihnen nun wenigstens der IWF in einem Abkommen die fälligen Schulden für 2003 stundet. Die Investmentbanken erwarten, dass der überraschend stabile Peso sich deutlich abschwächen wird, wenn die IWF-Verhandlungen scheitern. Ausserdem bleibt abzuwarten, ob der Pakt zwischen dem Präsidenten und den Gouverneuren – eine Vorbedingung für den IWF-Kredit – von den Beteiligten nicht erneut unterlaufen wird, wie dies zuletzt im April geschehen war. - In Brasilien stabilisiert sich die Lage an den Finanzmärkten weiterhin. Der Zentralbank gelingt es immer wieder, grosse Dollaranleihen im Markt zu halten. Der brasilianische Bovespa-Index gewann im Berichtszeitraum von zwei Wochen 0,6% auf 9971. Brasilianische Unternehmen an der Börse in New York werden inzwischen wieder reger gehandelt als die meisten anderen Emerging-market-Aktien. Dennoch erwarten die wenigsten Analysten eine grundlegende Besserung der Börse und des Länderrisikos bis zum Jahresende. Denn die Investoren rechnen nicht damit, dass der designierte Präsident Lula da Silva in den nächsten Wochen – wie nach der Wahl erhofft – gemeinsam mit der Cardoso-Regierung die notwendigen Reformen (Rentensystem und Steuern) angeht. Bisher zögert Lula, die Namen der Minister oder des künftigen Zentralbank-Präsidenten bekannt zu geben. Gleichzeitig besorgt Analysten, dass der Inflationsdruck weiter zunimmt: Die Diskussionen um einen erhöhten Mindestlohn drohen die Geldentwertung zusätzlich zu beschleunigen. - Chile profitierte vor allem von den steigenden Kupferpreisen: Das exportstarke Andenland erwirtschaftet rund ein Drittel seiner Devisen mit dem Metall. So konnte sich der IPSA-Index in den zwei Wochen des Berichtszeitraums 1,1% auf 82,26 erholen. Auch der Peso machte seine Verluste vom September wieder teilweise wett. Die Krise in der regierenden Allianz (Korruptionsvorwürfe gegen Abgeordnete) könnte jedoch die Regierungsfähigkeit von Präsident Lagos beeinträchtigen. - Mexikos Börse verlor wegen der schlechter als erwartet ausgefallenen Wachstumsaussichten (vgl. Bericht Seite 41). Der IPC-Index sank 5,5% auf 5726. Bu, São Paulo