Banken nach EU-Deal gefragt
Finanztitel an der Schweizer Börse profitierten am Freitag von den Entscheiden am EU-Gipfel. Auch Zykliker wie Holcim und Rieter waren zum Teil gefragt. Swissmetal brachen nach der Liquidierung ein.

Das EU-Gipfeltreffen hat das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt zum Wochenschluss bestimmt. Die in Brüssel gefällten Entscheide stimulierten vor allem die Finanztitel. Zum Handelsschluss notierten am Freitag aber alle SMI-Titel mit Ausnahme von Swisscom im Plus, verglichen mit dem Vortag ( mehr zu Swisscom im Interview mit CEO Carsten Schloter ).
Unterschiedliche Wirtschaftsdaten aus den USA neutralisierten zum Schluss den Handelsverlauf. Der Privatkonsum stagnierte im Mai erwartungsgemäss, die Haushaltseinkommen stiegen 0,2%, was den Handel stützte. Auch der in Chicago erhobene Einkaufsmanagerindex erhielt das Prädikat «freundlich». Enttäuschend gering war jedoch das von der University of Michigan erhobene Konsumentenvertrauen. Im Wochenvergleich rückte der Swiss Market Index 1,3% auf 6066,8 vor. Das Wochentief hatte 5926,5 betragen.
Die Aktien CS Group (+4,3% am Freitag, –3,8% im Wochenvergleich) kannten neben der EU-Einigung einen weiteren Katalysator: die Vorankündigung (nach einem Informationsleck), wonach die Bank im zweiten Quartal «auf Gruppenstufe und in allen Divisionen profitabel» sei. Ein Blick auf die Konsensschätzung der Analysten zeigt, dass das genau die Markterwartung trifft. UBS (–3%) lagen im Wochenvergleich vor CS Group. Julius Bär (+3,8%) setzten ihren Vormarsch fort. Er beruht auf den Aussichten auf einen Verhandlungserfolg mit Bank of America Merrill Lynch .
Im Versicherungssegment war die Stimmung freundlich. Swiss Re (+4,3%) rückten auf ein neues Jahreshoch vor. Dass Morgan Stanley das Kursziel des Rückversicherers reduzierte, blieb ohne Einfluss.
Unter den zyklischen SMI-Titeln ragten Holcim (+3,2%) und Geberit (+4,5%) heraus. In der zweiten Reihe überraschten Rieter (+10,4%), die von einer neuen Kaufempfehlung durch UBS profitierten. Unter den Industriewerten gab es aber auch Verlierer. Dazu zählten Micronas (–7,2%). Die Aktionäre von Swissmetal (Aktien –45,5%) stimmten der Liquidation der Gesellschaft zu. Als Liquidatoren wurden drei bisherige Verwaltungsräte bestimmt.
Im Zentrum der Befürchtungen, (Industrie-) Unternehmen könnten mit ihren Halbjahreszahlen enttäuschen, stand Clariant (Aktien –5,3%). Mittelfristig ergibt sich für das Spezialchemieunternehmen aber ein klareres Bild. Der Konzern hat sich operativ signifikant verbessert – und wird das weiter tun. Analysten von Barclays stufen den Zahnimplantathersteller Nobel Biocare (Aktien –1%) sowie den Logistiker Kühne + Nagel (Aktien –0,2%) als gefährdet für Gewinnrevisionen ein. Der K+N-Finanzchef beurteilt die Situation anders.
Kein einheitlicher Trend liess sich im Nahrungsmittelsektor erkennen. Einen guten Lauf hatten Aryzta (+6,3%). In der Entwicklung des Backwarenherstellers spiegeln sich die Fortschritte der Agrarbeteiligung Origin Enterprises.
Nestlé (Aktien +1,9%) verstärkt zusammen mit der Fair Labor Association den Kampf gegen Kinderarbeit im Kakaoanbau in der Elfenbeinküste. Die NGO hatte die Lieferkette Nestlés unter die Lupe genommen und auf Missstände hingewiesen. Die Kakaowirtschaft im wichtigsten Anbauland braucht neue Impulse. Barry Callebaut (Aktien +0,6%) gab den Bau eines Schulungs- und Forschungszentrum in dem westafrikanischen Land bekannt. Verkaufszahlen zum dritten Quartal folgen am Donnerstag.
Die Aktien des Telemedizinunternehmens LifeWatch (+2,1%) hielten sich im Wochenvergleich ordentlich, doch am Donnerstag, als die GV stattfand, fielen sie über 7%. Die Generalversammlung bot ein Spektakel , wie es in Schweizer Unternehmen selten vorkommt. Allen fünf Verwaltungsräten wurde die Décharge mit klarem Mehr verweigert; trotzdem trat keiner zurück. Die Gruppe unzufriedener Aktionäre um Patrick Schildknecht denkt nun über eine ausserordentliche Generalversammlung nach. Ihren Anteil von 19% will sie jedenfalls behalten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch