Bankia ist nicht das einzige spanische Institut mit Kapitallücke
Die Schätzungen über den Kapitalbedarf der spanischen Banken reichen weit auseinander. Offizielle Zahlen werden noch im Juni erwartet.

Spanien könnte zum vierten Staat der Eurozone werden, der bald auf Unterstützung angewiesen ist. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, sind die Banken. Sie haben während des Immobilienbooms jegliche Vorsicht abgelegt und sitzen jetzt auf Bergen von faulen Krediten. Ohne frisches Kapital lässt sich diese Hypothek nicht bewältigen.
Offen ist aber, wer Spaniens Banken rettet. Der Staat hat kein Geld, die anderen Varianten werden derzeit intensiv diskutiert (vgl. Artikel vom 8. Juni ). Doch unabhängig davon, wer zahlt, ist längst nicht klar, wie hoch die Rechnung überhaupt wird. Die erst während der Krise aus Fusionen entstandene Bankia benötigt 19 Mrd. €, doch wie viel sind es insgesamt?
Vergleichsweise günstig
Die Ratingagentur Fitch rechnet mit 60 bis 100 Mrd. €, die eine Rekapitalisierung des Bankensystems kosten würde. 100 Mrd. € wären 9% des Bruttoinlandprodukts, im Vergleich zu Irland ein Klacks. Irland musste 30% des BIP aufwenden. Allerdings war der Bankensektor bedeutender (vgl. Grafik).
Reuters berichtete gestützt auf ungenannte Quellen, dass der Internationale Währungsfonds in einem bald veröffentlichten Bericht von «nur» 40 Mrd. € ausgeht. Offizielle Zahlen gibt es noch keine. Das ist die Aufgabe eigens beauftragter Prüfer, die vor Ende Juni die Kapitallücke des Bankensystems bestimmen sollen. Es wird aber nicht reichen, einfach einen Betrag zu nennen; gleichzeitig muss klar sein, wer die Kapitalisierung übernimmt, sonst entsteht Unsicherheit, mit der gehen die Finanzmärkte schlecht um.
Den Kapitalbedarf zu bestimmen, ist keine präzise Wissenschaft, daher müssen die Annahmen glaubwürdig sein. Die Prüfer werden etwa schätzen müssen, wie sich Häuser- und Landpreise entwickeln, wie viele Hypothekarschuldner ihre Zinsen nicht mehr bezahlen werden oder wie viele Unternehmen in Konkurs gehen. Das ergibt den Abschreibungsbedarf, der mit Eigenkapital gedeckt werden muss.
Viele Unbekannte
Diese Berechnung hat der Makro-Kreditstratege von RBS, Alberto Gallo, vorgenommen. Er kommt auf einen Kapitalbedarf von 134 bis 180 Mrd. € über die nächsten drei Jahre, ausgehend von einem Anstieg der notleidenden Kredite von 2,8 bis 4,2 Prozentpunkten pro Jahr. Das ergibt Abschreibungen von 92 bis 138 Mrd. €. Die Differenz zum Gesamtbedarf geht auf Eigenmittelvorschriften (Basel III) zurück, die 2013 in Kraft treten. Wird dem Bedarf der erwartete Gewinn gegenübergestellt, sollten die führenden Banken Santander und BBVA selbst im schlechteren Szenario gut über die Runden kommen. Caixabank, Popular und Sabadell würden im milderen Szenario mehr Gewinn erzielen, als Abschreibungen nötig wären, im schlechteren Szenario ist das nicht der Fall, auch nicht bei Bankinter.
Wer auch Kapital einschiesst, wird versuchen, von den Obligationären etwas zu holen. Das war in Irland bereits der Fall, dort wurde aber nur das Kapital von nachrangigen Anleihen verwendet, erstrangige Gläubiger sowie Einleger sahen ihre Forderungen erfüllt. Das soll sich künftig in der EU ändern.
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