Besser Wachstum getrübt
Lateinamerika kann sich dem schwachen weltwirtschaftlichen Wachstum nicht entziehen.
Lateinamerika kann sich dem schwachen weltwirtschaftlichen Wachstum nicht entziehen. Die Dresdner Bank Lateinamerika (DBL) hat die Wachstumsprognosen für einige lateinamerikanischen Länder zurückgenommen. Die wichtigsten Börsen der Region legten jedoch in den vergangenen zwei Wochen zu. Risiken bestehen vor allem in der Innenpolitik (Argentinien, Brasilien, Peru). - Einmal mehr stand Argentinien im Rampenlicht. Vergangene Woche wurden die Angaben zum Swap der kurzfristigen in langfristige Schulden gemacht. Der Betrag beläuft sich auf 66,7 Mrd.$, was der Hälfte der öffentlichen Schuld entspricht. Mit dieser Aktion will Wirtschaftsminister Domingo Cavallo Zeit gewinnen, um die Wirschaft anzukurbeln. Die Fähigkeit, die Schulden zurückzubezahlen, werden durch das chronische Budgetdefizit und die Wirtschaftsschwäche der vergangenen drei Jahre belastet. Entgegen dem Trend der vergangenen Monate nahm das Anlegervertrauen ins Pampaland im Zweiwochenvergleich zu. Die Investoren glauben offenbar an den Erfolg des gross angelegten Schuldenswap. Der Merval-Index stieg 4,8% auf 436,7. Seit Ende Januar verlor das Börsenbarometer jedoch 21%. Die DBL hält an der Wachstumsprognose von 1,3% im laufenden Jahr fest. - In Brasilien dominieren die Stromkrise und der schwache Real die Nachrichten. Die Regierung fordert die Nation auf, 20% ihres Energiekonsums einzusparen, da es sonst zu längeren Stromunterbrüchen kommen würde. Private Haushalte und Unternehmen sind verunsichert, denn die Regierung hat eine Woche vor Inkrafttreten des Sparprogramms immer noch keine Einzelheiten dazu bekannt gegeben. Obwohl die Zentralbank vergangene Woche mit massiven Dollarverkäufen versuchte, den Real zu stützen, verharrt die einheimische Währung immer noch auf einem Tiefststand. Seit Jahresbeginn verlor der Real 20%. Die Börse São Paulo schloss im Vergleich zu den anderen lateinamerikanischen Leitbörsen am schlechtesten ab. Der Bovespa-Index legte im Zweiwochenvergleich 1,1% auf 14302 zu. Die DBL nahm ihre Wachstumsprognosen 2001 für das laufende Jahr von 4,2% auf 3,4% zurück. - Das grösste Vertrauen legten die Anleger gegenüber Mexiko an den Tag. Der IPC-Index stieg 10,9% auf 6700. Der mexikanische Aktienmarkt hat im laufenden Jahr weit besser abgeschnitten als die übrigen Finanzplätze in Lateinamerika. Dass die Rahmenbedingungen auch für Direktinvestitionen günstig sind, zeigt die Übernahme der Banacci-Gruppe durch den US-Finanzkonzern Citigroup. Trotz euphorischer Stimmung hat die DBL die Wachstumsprognose für 2001 von 3 auf 2,5% herabgesetzt. Anlass dazu gab die Pesostärke gegenüber dem Dollar und die anhaltende Konjunkturschwäche in den USA. - In Chile legte der IPSA-Index 2,6% zu. Die Hoffnung besteht, dass sich der Reformstau nach der Durchsetzung des Gesetzespakets gegen die Steuerhinterziehung auflöst. Die DBL hat die BIP-Prognose für das laufende Jahr auf 4,3% belassen. NT