Billig – aber keiner kauft
Die Aktien des Laptop-Unternehmens Acer sind am Freitag erneut schwächer aus dem Handel gegangen.
Die Aktien des Laptop-Unternehmens Acer sind am Freitag erneut schwächer aus dem Handel gegangen. Sie erlitten eine Einbusse von mehr als 3% auf 15.10 NT-$. Vor einer Woche hatten sie noch 16.80 NT-$ gekostet. Kein anderer taiwanischer Technologiewert war in diesem Jahr so grossen Kursschwankungen unterworfen wie Acer. Im ersten Quartal stieg der Kurs zunächst von 14 auf 22 NT-$, fiel dann aber auf 16 NT-$. Im April notierten die Titel vorübergehend über 22 NT-$, sanken aber Ende Mai erneut auf 16 NT-$. Im Juni und Juli kam es zum dritten Rally. Seither folgt ein Kursrückschlag dem anderen. - Auslöser der jüngsten Schwächeanfälle sind die Unternehmenszahlen für das zweite Quartal. Während der Umsatz sich 33% auf 18,3 Mrd. NT-$ zurückbildete, brach der Gewinn 94% auf 176 Mio. NT-$ (8 Mio. Fr.) ein. Im operativen Geschäft hat Acer sogar im dritten aufeinander folgenden Quartal einen Verlust in Höhe von 517 Mio. NT-$ erlitten. Schwarze Zahlen konnten nur geschrieben werden, weil die Firma massiv Aktien von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) und von Taiwan Cellular veräusserte. TSMC ist der weltgrösste Auftragsproduzent von Halbleitern, Taiwan Cellular der grösste Mobilfunkbetreiber im Inselstaat. Der Abbau von Kreuzbeteiligungen beschleunigt den Kurszerfall! - Acer steht mitten in einem schmerzlichen Reorganisations- und Restrukturierungsprozess. Im ersten Semester sind fast 1000 Stellen – 8 % des gesamten Personalbestands – abgebaut worden. Das Unternehmen beschäftigt aber immer noch 1500 Ingenieure; das sind rund dreimal mehr als die drei grössten Laptop-Hersteller zusammen. Selbst wenn die Nachfrage im vierten Quartal anziehen sollte, was nicht wenige Brokerfirmen erwarten, ist nicht mit einer substanziellen Verbesserung der Ertragskraft zu rechnen. - Acer, TSMC und United Microelectronics sind drei Unternehmen von Weltrang. Wenn das Eis zwischen China und der Insel endlich bricht und es zu einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit kommt, werden sie – zusammen mit ein paar im Ausland weniger bekannten Transportgesellschaften – zu den grössten Nutzniessern gehören. Das haben die ersten Reaktionen an der Börse auf die Empfehlungen des Beratergremiums gezeigt. Da Beijing aber erst mitmacht, wenn Taiwan dem Separatismus abschwört und sich mit dem Festland arrangiert, was für Taipeh eine bittere Pille ist und seine Zeit dauern mag, ist von überstürzten Käufen zum jetzigen Zeitpunkt abzuraten.KKr