Schweizer Börse tendiert seitwärts
Nach drei Sitzungen mit deutlichen Kursausschlägen hat sich das Geschehen an der Schweizer Börse am Donnerstag beruhigt.

(AWP/Reuters) Händler erklärten, die Firmenabschlüsse seien insgesamt ermutigend ausgefallen. Auf der anderen Seite schrumpfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal auf das Gesamtjahr hochgerechnet überraschend um 1,4 Prozent. Ursachen seien die Inflation, Sorgen wegen steigender Zinsen und eine etwas schleppende Erholung von der Coronavirus-Pandemie. Der SMI notierte kurz vor Handelsschluss praktisch unverändert auf 12’052 Punkten.
Neun Gewinnern standen elf Verlierer gegenüber. An der Spitze lagen Swisscom mit einem Plus von 1,9%. Der bereinigte Gewinn des Telekomkonzerns legte im ersten Quartal zu. Auch für das Warenprüfunternehmen SGS . und den Luxusgüterkonzern Richemont ging es aufwärts. Straumann kletterten 4,4%. Der Zahnimplantate-Hersteller steigerte den Quartals-Umsatz um 27%.
Credit Suisse sanken dagegen um 1,1%. Nachdem die Grossbank am Vortag einen enttäuschenden Quartalsabschluss vorgelegt hatte, schraubten eine Reihe von Analysten ihre Kursziele zurück. Die Aktien des Augenheilunternehmens Alcon verloren 2,1% an Wert.
Wall Street im Plus
Die positiv aufgenommenen Geschäftszahlen der Facebook-Mutter Meta überstrahlen enttäuschende US-Konjunkturdaten. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 stiegen zur Eröffnung am Donnerstag um jeweils rund ein halbes Prozent.
Die weltgrösste Volkswirtschaft schrumpfte im ersten Quartal auf das Gesamtjahr hochgerechnet überraschend um 1,4%. «Das ist das Resultat von Inflation, Sorgen wegen steigender Zinsen und einer etwas schleppenden Erholung von der Coronavirus-Pandemie», sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth. Zähle man diese Faktoren zusammen, komme die Konjunkturschwäche nicht überraschend, ihr Ausmass allerdings schon.
Dem gegenüber stand die Erleichterung über die besser als erwartet ausgefallenen Meta-Zahlen. Die Aktien des Konzerns, zu dem auch der Messenger WhatsApp und das Online-Netzwerk Instagram gehören, steuerten mit einem Plus von fast 19% auf den grössten Tagesgewinn seit knapp neun Jahren zu. Hauptgrund für diese Rally sei die wieder wachsende Zahl aktiver Nutzer, vor allem in der wichtigen Region Nordamerika, schrieb Analyst Shebly Seyrafi vom Brokerhaus FBN.
Euro fällt unter 1,05 $
Der Euro hat am Donnerstag weiter nachgegeben und ist unter die Marke von 1,05 $ gefallen. Im Tief kostete die Gemeinschaftswährung 1,0483 $ und damit so wenig wie seit Januar 2017 nicht mehr. Gegen Mittag liegt der Eurokurs wieder bei 1,05 $.
Auch zum Franken hat der US-Dollar weiter zugelegt. Das USD/CHF-Paar notierte zuletzt bei 0,9730, nach 0,9717 am bzw. 0,9688 am Vorabend. Das EUR/CHF-Paar hat sich derweil per Saldo nicht gross verändert und wurde zuletzt bei 1,0217 gehandelt.
Noch stärker als Euro und Franken stand der japanische Yen unter Druck. Am Donnerstag mussten für einen US-Dollar bis zu 131 Yen gezahlt werden – so viel wie seit etwa zwanzig Jahren nicht mehr. Wie der Euro wird der Yen durch die Erwartung einer deutlichen geldpolitischen Straffung in den USA belastet. In Japan kommt die extrem lockere Ausrichtung der dortigen Notenbank hinzu, die auch nach ihrer jüngsten Zinssitzung in der Nacht auf Donnerstag keine Hinweise auf eine künftige Straffung erkennen lässt.
An Konjunkturdaten blicken die Marktteilnehmer am Donnerstag zum einen auf Inflationsdaten aus Deutschland. Der Preisauftrieb dürfte auch im April sehr hoch geblieben sein, darauf deuten schon veröffentlichte Inflationszahlen aus den Bundesländern hin. In Spanien schwächte sich die Teuerung im April spürbar ab, allerdings von sehr hohem Niveau aus.
Aus den USA werden am Nachmittag Wachstumsdaten für das erste Quartal erwartet. Daneben gibt das Arbeitsministerium seine wöchentlichen Zahlen vom Jobmarkt bekannt.
Ölpreise geben nach
Die Ölpreise sind am Donnerstag im frühen Handel von hohem Niveau aus gefallen. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseeölsorte Brent 103,91 $. Das waren 1,41 $ weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,30 $ auf 100,72 $.
Am Ölmarkt wirken seit einiger Zeit gegensätzliche Kräfte. Auf der einen Seite sorgen der Ukraine-Krieg und scharfe Sanktionen des Westens für ein knappes Angebot an Rohöl. Auf der anderen Seite bestehen Nachfragesorgen wegen der strikten Corona-Politik Chinas, wo regionale Virus-Ausbrüche mit drastischen Ausgangssperren bekämpft werden. Während Russland einer der grössten Erdölanbieter ist, gehört China zu den grössten Nachfrageländern.
USA fester
Die amerikanischen Aktienmärkte schlossen am Mittwoch fester. Die Investoren setzen darauf, dass die Notenbank das Zinsgefüge trotz der gestiegenen Inflation sachte steuern wird. Der Dow Jones Industrial gewann 0,2% auf 33’301,9. Auch der auf einem grösserem Aktienuniversum berechnete S&P 500 legte 0,2% zu auf 4183,9. Der Nasdaq 100, in dem Valoren technologielastiger Branchen dominieren, ging das Tempo nicht mit. Er sank 0,05% auf 13’003,3.
Runter ging es mit den Aktien des Google-Mutterkonzerns Alphabet (–4%). Die Zwischenzahlen waren unter den Erwartungen ausgefallen. Gut kamen hingegen die Resultate des Softwarekonzerns Microsoft an (+4,8%). Die Papiere des Nachrichtendiensts Twitter fielen 2% nach Mutmassungen, das Kaufangebot von Elon Musk werde wegen Finanzierungsschwierigkeiten durchfallen.
Die Anleger reagieren deutlich auf die Leistungsausweise der Unternehmen. Das zeigt sich auch bei den Valoren des Flugzeugherstellers Boeing, die wegen ungenügender Zahlen 7,5% absackten. Die Kreditkartenorganisation Visa überzeugte jedoch mit deutlichem Gewinnanstieg. Die Aktien gewannen gleich 6,5%.
Optimismus in Asien
An den asiatischen Börsen behielt am Donnerstag der Optimismus die Oberhand. Die günstige US-Anlegerstimmung schwappte über und hielt die Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung in China wegen möglicher weiterer Lockdowns im Zaum.
In Japan steht der Nikkei 225 im Nachmittagshandel 1,5% höher. Der gesamtasiatische MSCI Asia Pacific Index zeigt ein Plus von 1,1%. Die chinesischen Handelsplätze sind moderater gestimmt. Der Hongkonger Hang Seng avanciert 0,7%, doch der Shanghai Composite verliert 0,4%.
Am Derivatmarkt legen die Futures auf den Dow Jones Industrial Index 0,8% zu. Die Futures auf den Euro Stoxx 50 notieren 0,6% höher.
AWP/REUTERS
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