SMI schliesst knapp unter 10'900
Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag von Unsicherheiten und einer eher pessimistischen Stimmungen geprägt geblieben.

(AWP/Reuters) Nachdem die US-Börsen am Freitag wegen der drohenden weiteren deutlichen Leitzinsschritten um mehr als 3% nachgaben, startete auch der Schweizer Leitindex SMI zunächst mit deutlichen Verlusten in die neue Woche. Im Tagesverlauf konnte er die Verluste aber eingrenzen. Der SMI pendelte sich schliesslich um die Marke von 10’900 Punkten und beendete den Handel knapp unter dieser Schwelle.
Die Sorgen um weiterhin steigende Leitzinsen in Europa und den USA haben die Märkte aktuell fest im Griff, nachdem Fed-Chef Jerome Powell in einer Rede Hinweise auf weitere starke Zinsschritte geliefert hatte . Die Märkte waren bisher von möglichen Zinssenkungen im kommenden Jahr ausgegangen. «Dem erteilte Powell jedoch eine klare Absage», schreibt Metzler-Analyst Eugen Keller in einem Kommentar. Markteilnehmer würden sich daher eher auf «schwere Zeiten einstimmen». Folglich bleibt die Nervosität in den Märkten hoch. Positive Signale gab es bei Gaspreisen, die auf einem sehr hohen Niveau etwas nachgaben, von einer Trendwende könne aber noch nicht gesprochen werden.
Der SMI schloss um 0,42% tiefer bei 10’896,74 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Einzelwerte stärker gekappt ist, sank um 0,45% auf 1665,52 Zähler. Der breite SPI gab um 0,38% auf 14’055,69 Punkte nach. Insgesamt kamen im SLI auf 20 Verlierer nur neun Gewinner, Kühne und Nagel schlossen unverändert.
Die grössten Zugewinne verzeichneten Swisscom, die 1,8% zulegen konnten. Gefragt waren am heutigen Handelstag auch UBS. Swatch Group konnten 0,8% zulegen, dagegen tendierte Richemont tiefer.
Durch die negative Gesamtstimmung standen vor allem die Papiere von Zyklikern unter Druck. Am stärksten gaben die Papiere von Lonza nach. Ebenso verloren ABB und Adecco. Gegen den Trend konnten sich nebst Swatch auch Schindler, Holcim und Kühne + Nagel stemmen.
Bei den Verlierern standen die Valoren des Augenheilmittelherstellers Alcon an zweiter Stelle. Zudem setzten Sonova ihren seit Mitte des Monats bestehenden Negativtrend fort, der durch eine Gewinnwarnung ausgelöst wurde .
Die Index-Schwergewichte vermochten den Markt nur bedingt zu stütze. Die Pharma-Schwergewichte Roche GS und Novartis zogen den Markt leicht nach unten. Novartis zählte zunächst noch zu den Gewinnern, drehte mit Eröffnung der US-Märkte dann aber klar ins Minus. Einzig Nestlé vermochte den SMI etwas zu stützen und schloss mit 0,03% leicht im Minus.
Die aufgrund ihres hohen Kapitalbedarfs von steigenden Zinsen eher belasteten Technologiefirmen verzeichneten mehrheitlich Verluste. VAT Group gaben 1,1% nach. Bei Logitech und Temenos schlugen Verluste von je 0,8% zu Buche und AMS Osram büsste 0,4% ein.
Bei den Finanztiteln halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage. Neben der UBS gewannen auch Julius Bär hinzu. Dagegen schlossen Credit Suisse 0,2% tiefer und Partners Group verloren am Tag vor der Publikation der Halbjahreszahlen 0,5%.
Im breiten Markt stachen die Valoren von SHL hervor, die 13,4% hinzugewannen. Die Valoren von Valiant schlossen nach einer Hochstufung durch die UBS mit 6,7% deutlich im Plus. Heute hatte zudem Varia US Properties seine Halbjahreszahlen präsentiert , die in der Folge um 3,6% zulegen konnten.
Bei den Verlierern stachen die Papiere von SoftwareOne hervor. Sie gaben damit einen grossen Teil ihrer Gewinne aus der Vorwoche wieder ab, nachdem das Unternehmen mit seinen Halbjahreszahlen überzeugen konnte . Unter den steigenden Zinsen litten zudem der Industriekonzern Dätwyler und der Sensorenhersteller Sensirion.
US-Börsen weiter unter Druck
Die US-Börsen haben ihre Talfahrt vom Freitag gebremst fortgesetzt. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel am Montag um 0,77% auf 32 033,43 Punkte, nachdem er zum Wochenschluss um rund 3% abgesackt war.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Montag um 0,73% auf 4027,89 Punkte abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,84% auf 12 498,99 Zähler.
An den Finanzmärkten dominieren nach wie vor Sorgen bezüglich weiter deutlich steigender Leitzinsen in den USA und auch in Europa, die die Wirtschaft belasten könnten. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte bereits Ende vergangene Woche die hohe Priorität der Inflationsbekämpfung unterstrichen und klargestellt, dass die Federal Reserve ihren Kampf gegen die stark steigenden Preise auch unter Inkaufnahme wirtschaftlicher Folgeschäden fortsetzen werde. Denn eine dauerhaft hohe Inflation kann der Wirtschaft eines Landes langfristig grossen Schaden zufügen, weshalb Notenbanker mittlerweile kurzfristige Bremsspuren durch höhere Leitzinsen in Kauf nehmen. Markterwartungen, wonach die Fed wegen konjunktureller Probleme im kommenden Jahr wieder an Zinssenkungen denken könnte, erteilte Powell damit faktisch eine Absage.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steuert auf eine erneut deutliche Zinserhöhung zu. Eine Anhebung wie nach der jüngsten Zinssitzung im Juli, als der Leitzins um 0,5 Prozentpunkte stieg, dürfte nach Bemerkungen ranghoher EZB-Vertreter vom Wochenende quasi ausgemachte Sache sein. Selbst ein Schritt von 0,75 Punkte, wie zuletzt von der Fed gleich mehrfach vorgenommen, erscheint nicht undenkbar.
Unter den Einzelwerten blieben die in den USA gelisteten Anteilsscheine chinesischer Unternehmen im Fokus. Hier wirkte positiv nach, dass China und die USA nach einem jahrelangen Streit über den Verbleib chinesischer Unternehmen an US-Börsen eine vorläufige Einigung erzielten. Diese soll es den US-Behörden erlauben, Einsicht in die Bilanzen chinesischer Unternehmen zu erhalten, die an den US-Börsen notiert sind. Chinas Regierung hatte das bislang stets verboten. Die chinesische Finanzaufsichtsbehörde CSRC bezeichnete den bilateralen Deal als «wichtigen ersten Schritt», um Probleme bei der Prüfungsaufsicht börsennotierter Unternehmen zu lösen. Am Freitag hatte bereits die US-Börsenaufsicht SEC von der vorläufigen Einigung berichtet, nun wurde die Stellungnahme der chinesischen Aufsichtsbehörde positiv aufgenommen.
Hintergrund der Einigung ist, dass Peking der SEC unter Verweis auf die nationale Sicherheit stets untersagte, Prüfungsunterlagen chinesischer Unternehmen zu durchleuchten. Die mangelnde Transparenz gefährdete den Verbleib der über 200 chinesischen Unternehmen an den US-Börsen. Am Montag gewannen die Papiere des Onlineplattform-Betreibers JD.com und des Suchmaschinen-Riesen Baidu jeweils rund 1%.
Die Anteilsscheine von Pinduoduo schnellten gar um rund ein Fünftel in die Höhe und waren damit der mit Abstand beste Wert im Nasdaq 100. Die chinesische E-Commerce-Plattform habe sehr starke Quartalszahlen präsentiert, schrieben die Analysten der Bank Citigroup.
Euro zum US-Dollar leicht unter Parität
Der Euro hat sich wieder der Parität zum Dollar angenähert. Am Nachmittag kostet die Gemeinschaftswährung 0,9988 $. Am Morgen war sie noch bis auf 0,9914 $ gefallen.
Gegenüber dem Euro gab der Franken deutlich nach. Nach 0,9623 Fr. am Vormittag notiert er am frühen Abend schon bei 0,9679 Fr. Damit nähert sich der Euro wieder langsam der Marke von 0,97 an. Das USD/CHF-Paar wird mit 0,9690 Fr. hingegen wieder knapp unter 0,97 gehandelt, nachdem diese Marke im frühen Handel kurzzeitig überschritten wurde.
Die Erholung wurde vor allem mit den zu Wochenbeginn merklich gefallen europäischen Gaspreisen begründet. Bis zum Nachmittag sank der Preis des Terminkontrakts TTF auf 282 €. Trotz erheblich gedrosselter Liefermengen aus Russland nähert sich der Füllstand der deutschen Gasspeicher der 85-Prozent-Marke, die eigentlich erst Anfang Oktober erreicht werden soll.
Am Freitag war der Kontrakt noch zeitweise mit rund 340 € gehandelt worden. Die Eurozone und insbesondere Deutschland sind stark von Erdgas abhängig. Hohe Gaspreise stellen eine grosse Belastung für die wirtschaftliche Entwicklung dar.
Zuletzt stand der Euro vor allem wegen des aufwertenden Dollar unter Druck. Die US-Währung erhält Rückenwind von der Geldpolitik. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte Ende vergangener Woche dem Kampf der Federal Reserve gegen die hohe Inflation höchste Priorität eingeräumt. Dies deutet auf weitere deutliche Zinsanhebungen hin und spricht gegen Erwartungen an den Finanzmärkten, dass die Fed angesichts konjunktureller Probleme bereits im kommenden Jahr über Zinssenkungen nachdenken könnte.
Auch Vertreter der Europäischen Zentralbank gaben Signale für deutliche Zinserhöhungen. So forderte EZB-Direktorin Isabel Schnabel, dass der Kampf gegen die Inflation fortgesetzt werden müsste, auch wenn die Eurozone in eine Rezession abgleiten würde. Laut Antje Praefcke, Devisenexpertin der Commerzbank, sind jedoch Taten notwendig, um den Markt zu überzeugen. «Dabei würde ich sogar infrage stellen, ob eine 75-Basispunkte Zinserhöhung im September reicht, um den Markt zu überzeugen, angesichts der Tatsache, dass die EZB bereits als deutlich ‘hinter der Kurve’ angesehen werden dürfte», so die Expertin.
Eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London zum Preis von 1739 $ gehandelt. Das waren rund zwei Dollar mehr als am Freitag.
Ölpreise legen deutlich zu
Die Ölpreise haben am Montag an ihre deutlichen Aufschläge von vergangener Woche angeknüpft. Am Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 103,66 $. Das waren 2,67 $ mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2,88 $ auf 95,94 $.
Auftrieb erhalten die Erdölpreise seit einigen Tagen von der Aussicht auf ein geringeres Angebot. Vergangene Woche hatte es entsprechende Signale vom Ölriesen Saudi-Arabien und von anderen Mitgliedern des Rohölverbunds Opec+ gegeben. Analysten deuteten die Bemerkungen als Reaktion auf zuvor deutlich gefallene Ölpreise. Es soll offenbar verhindert werden, dass die mögliche Rückkehr des Irans an den Ölmarkt zu einem Preisverfall führt. Die Förderländer sind demnach darum bemüht, ihre Einnahmen über ein gewisses Preisniveau abzusichern.
Gestützt wurden die Ölpreise durch die Unsicherheit im Irak. Anhänger des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr haben den Regierungspalast in Bagdad erstürmt. Damit spitzt sich die politische Krise im Irak weiter zu, nachdem Demonstranten vor einem Monat bereits in das Parlamentsgebäude eingedrungen waren. Auch rund zehn Monate nach der Parlamentswahl können sich die Parteien weder auf einen Präsidenten noch einen Regierungschef einigen, während das Land unter einer Wirtschaftskrise, Inflation und Korruption ächzt. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland.
Der Aussicht auf weniger Rohöl steht jedoch eine absehbar schwächere Erdölnachfrage gegenüber. Insbesondere in Europa steigen die Risiken einer wirtschaftlichen Talfahrt, ausgelöst durch die Furcht vor einer Erdgaskrise. Hintergrund sind die hohe Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas und deutlich verminderte Lieferungen seitens Russland. Konjunktursorgen löst zudem der Kampf vieler Notenbanken gegen die hohe Inflation aus.
Bitcoin-Talfahrt setzt Kryptowerten zu
Der Rutsch des Bitcoin-Kurses unter die psychologisch wichtige Marke von 20’000 $ löst einen Ausverkauf bei Werten aus, die sich mit Kryptowährungen und der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie befassen. Die Aktien der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, fallen um gut 3%. In den USA büssen Papiere von Coinbase, Riot, Marathon, und Silvergate vorbörslich bis zu 4,4% ein. Die Titel des Elektroautobauers Tesla und der Softwarefirma MicroStrategy, die Mrd. in Bitcoin investiert haben, geben 2,4 beziehungsweise 7% nach.
AWP/REUTERS
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