Bonität von Telecom Italia bestätigt – Staatliche Aktionäre formulieren Strategie mit – Swisscom bald mit Rating?
Gemäss der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) gibt es Anzeichen, dass sich die Kreditwürdigkeit von Europas grössten Telecomkonzernen stabilisiert.
Gemäss der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) gibt es Anzeichen, dass sich die Kreditwürdigkeit von Europas grössten Telecomkonzernen stabilisiert. Zwei altbekannte Themen – Fusionen/Übernahmen sowie die operative Leistung der Konzerne – beherrschen jedoch weiterhin die Branche. Die Konsolidierung der Telecomlandschaft hat sich im Vergleich zu früheren Quartalen etwas verlangsamt, ohne vernachlässigbar zu werden. Operativ wurden die Erwartungen im dritten Quartal erreicht oder übertroffen. Doch es gibt auch Ausnahmen: So musste Deutsche Telekom ihre Gewinn- und Umsatzaussichten nach unten korrigieren (vgl. FuW Nr.93 vom 25.November). - Seit Anfang August wurden lediglich zwei Unternehmen – Valentia (B+) und Belgacom (A) – herabgestuft. Potenzielle Kanditaten für einen schlechtere Bonität sind oder waren Telecom Italia (Beobachtungsliste mit negativem Vorzeichen) und Deutsche Telekom (negativer Ausblick). Die beiden Konzerne gehören zu den grössten Unternehmensschuldnern Europas. Für Telecom Italia (BBB+) hat sich dieser Zustand aufgelöst: Am Montag bestätigte S&P das Rating. Am 11.September war der Konzern auf die Liste gekommen, nachdem bekannt geworden war, dass das Management eine drastische Reorganisation erwäge. Das führte zu zusätzlicher Unsicherheit in Bezug auf die hohen Schulden. Telecom Italia plane u.a., seine Nettoverschuldung bis Ende 2007 auf 33,5 Mrd. Euro zu senken, lobt nun S&P. Auch Credit Suisse beschäftigt sich mit Telecom Italia und kommentierte den geplanten Verkauf der brasilianischen Mobilfunktochter TIM Brasil: Wenn der Erlös – er dürfte zwischen 5 und 6 Mrd. Euro liegen – für die Schuldentilgung verwendet wird, sei dies erfreulich. Am Montag hat S&P der türkischen Mobilfunkbetreiberin Turkcell eine bessere Note (BB–) gegeben. Die operative Performance und das Finanzprofil hätten dies gerechtfertigt. Das Ratingpotenzial bleibt jedoch wegen des unsicheren makroökonomischen Umfeldes beschränkt. - Die meisten Telecomunternehmen sind BBB+ oder tiefer bewertet. S&P ist jedoch überzeugt, dass Unternehmen mit einem hohen Verschuldungsgrad nicht willentlich über das Ende der Ratingskala der Anlagequalität (BBB–/BB+)steuern werden. Denn dies würde sich unerfreulich auf ihre finanzielle Flexibilität und den Zugang zum Kapitalmarkt auswirken. - Auch Unternehmen mit staatlichen Eignern sind nicht automatisch vor Herabstufungen geschützt. Doch der Trend zu Privatisierung vergrössert das Ereignisrisiko (z.B. dasjenige einer Übernahme). Staatliche Eigentümer hätten Konzerne davor abgehalten, eine aggressivere Geschäftsstrategie zu implementieren, wie im Fall Swisscom, schreibt S&P. Von den drei grossen in der Schweiz aktiven Telecomkonzernen verfügt nur Sunrise via die Eigentümerin TDC (Ba3/BB–) über ein Rating – jedoch im Junk-Bereich. Falls Swisscom den Rückkauf der Vodafoneanteile über Fremdmittel am Anleihenmarkt finanziert, könnte sich der Schuldner schon bald von einer Ratingagentur (vgl. FuW Nr.95 vom 2.Dezember) bewerten lassen.BI