Börse glaubt an eine Fusion
Der französische Verfassungsrat hat entschieden, dass die Fusion der Energieunternehmen Gaz de France (GDF) und Suez auf Anfang Juli und damit den Zeitpunkt der Liberalisierung des europäischen Strommarkts verschoben wird.
Der französische Verfassungsrat hat entschieden, dass die Fusion der Energieunternehmen Gaz de France (GDF) und Suez auf Anfang Juli und damit den Zeitpunkt der Liberalisierung des europäischen Strommarkts verschoben wird. Die Verschiebung bedeutet, dass der Zusammenschluss erst nach den französischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen möglich ist, was die politischen Risiken erhöht, da die Linke diesen Zusammenschluss bekämpft. Die Entwicklung der Kurse von Suez und GDF macht allerdings deutlich, dass die Börse nach wie vor mit der Fusion rechnet. - Nach dem Entscheid des Verfassungsrates fielen die Aktien von Gaz de France am vergangenen Freitag 2,7%, während Suez gleichentags 1% nachgaben. Diese Kursrückschläge sind zu wenig bedeutend, um auf ein Scheitern der gegenseitigen Annäherung hinzudeuten – zumal sie am Montag und Dienstag im Fall Gaz de France teilweise und im Fall Suez vollständig korrigiert worden sind. - Die Börsianer zeigen mit anderen Worten Zuversicht, dass die Fusion trotz des Verdikts des Verfassungsrats zustande kommt. Politiker der bürgerlichen Mehrheit, allen voran Finanzminister Thierry Breton, sehen in diesem Entscheid ebenfalls keinen Hinderungsgrund. Auch wenn die Fusion de jure erst nach dem 1.Juli vollzogen werden darf, können die beiden Konzerne den Schulterschluss in den nächsten Monaten vorbereiten. - Zum Wochenbeginn machte indes das Gerücht die Runde, der Suez-Verwaltungsrat könnte den Zusammenschluss an einer Sitzung am Freitag absagen. Solche Spekulationen sollten jedoch nicht vergessen machen, dass die Fusion als Abwehrmassnahme gegen ein allfälliges Angebot der italienischen Enel gedacht war. Weist die Suez-Gruppe GDF ab, wird sie wieder anfälliger für eine Übernahme. - Schliesslich sollten die politischen Risiken um diese Fusion nicht überschätzt werden. Noch steht keinesfalls fest, dass die Sozialisten die nächste Regierung stellen werden: Die Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal hat während ihrer Tour im Nahen Osten in den vergangenen Tagen keine sehr gute Figur gemacht – und ein weiteres Mal gezeigt, wo ihre Grenzen sind. Und falls die Sozialisten die Wahlen gewinnen, haben sie in den ersten Wochen wohl andere Probleme und Prioritäten, als eine französische Fusion im Energiesektor zu verhindern. Die Suez-Titel bleiben jedenfalls kaufenswert.TW, Paris