Chancen im Technologiesektor
Die Aktien des deutschen Softwareunternehmens SAP wurden letztmals im Sommer 2005 in dieser Kolumne besprochen.
Die Aktien des deutschen Softwareunternehmens SAP wurden letztmals im Sommer 2005 in dieser Kolumne besprochen. Die Momentumindikatoren zeigten damals zwar deutlich überkaufte Relationen. Da eine solche Konstellation jedoch nur Aktien mit entsprechender innerer Stärke vorbehalten ist, war die Empfehlung, den Titeln trotz Korrekturpotenzials weiterhin einen Platz im Portefeuille einzuräumen. Inzwischen haben SAP die Kurszone, welche sich nachfolgend zu der im Juni überschrittenen Flaggenstruktur als wahrscheinliches Ziel evaluieren liess, erreicht. Über die vergangenen Monate hat sich zudem die relative Stärke zum Technologiesektor abgeschwächt, und im Kursverlauf der letzten sechs Monate bildete sich ein steigender Keil aus. - Der grösste Feind der Formationsanalyse ist der Zufall. Viele Dreiecke, Kopf, Schultern usw. sehen so aus, als ob sie sich klar ausbilden würden, lösen sich aber dann in Luft auf. Das Problem liegt häufig darin, dass der Betrachter den Chart überinterpretiert. Das lässt sich vermeiden, wenn auf zeitlich möglichst breit abgestützte Formationen geachtet wird, wo Zufälle weniger Einfluss haben. Sinnvoll ist, zusätzlich Indikatoren heranzuziehen, um zu prüfen, ob die Struktur auch Sinn ergibt. Keilförmige Kursverläufe sind üblicherweise am Ende eines Trends zu sehen. Die nachlassende relative Stärke zeigt, dass SAP von immer mehr Investoren als nicht mehr interessant eingestuft wird. Das Momentum ist flach und spricht für sich genommen weder für noch gegen die Aktie. Das ergibt eine Konstellation, in welcher die SAP-Aktien guten Gewissens noch gehalten werden können. Idealerweise sollte ein enger Stopp definiert werden. Es fehlt aber der Anreize für Zukäufe. - Wie SAP kämpfen auch Nokia mit einer erhöhten Abgabebereitschaft, welche mit dem Erreichen früherer Kurshochpunkte ausgelöst wird. Nokia kann sich aber auf eine günstigere Ausgangslage abstützen als SAP. Es wird viel Energie erfordern, damit während der nächsten Monate der sehr feste Widerstand von 17 Euro überschritten werden kann. Es ist wahrscheinlich, dass es in seiner Nähe zuerst zu einer Korrektur kommen wird. Nokia helfen aber zwei kräftige Argumente: einerseits, dass der Technologiesektor aus Sicht des Gesamtmarkts an Kraft gewinnt. Und andererseits, dass mit dem Titel dasselbe gegenüber dem Sektorindex geschieht. - Zuletzt ein Wort zur Fristigkeit dieser Betrachtung. Wer gegenüber SAP auf zu viele verpasste Einstiege zurückblickt, hat wahrscheinlich zu kurzfristig gehandelt. Die Trends dauern lange, was vor allem in ansprechenden Gesamtmarktverhältnissen klare Fronten für Gewinner und Verlierer schafft. Beide Grafiken sind Wochencharts und dementsprechend nicht dazu geeignet, Tradingsignale zu erzeugen, sondern die Entwicklung längerfristiger Tendenzen zu erkennen und zu überwachen. Nokia ist eine Aktie, die wahrscheinlich in einem Stadium steht, in dem sie erst nach und nach als neue Chance entdeckt wird. Die Chancen von SAP dagegen sind dem Markt schon bekannt.Roland Vogt - www.invest.ch