China hat Appetit auf Basismetalle
Wollen bevölkerungsreiche, aufstrebende Volkswirtschaften (Emerging Markets) wachsen, benötigen sie grosse Mengen an Basismetallen.
Wollen bevölkerungsreiche, aufstrebende Volkswirtschaften (Emerging Markets) wachsen, benötigen sie grosse Mengen an Basismetallen. Diese sind jedoch knapp. Prognosen verschiedener Forschungsinstitute über das Wachstum Chinas oder Indiens lassen die Vermutung zu, dass eine massive Verteuerung nicht erneuerbarer Rohmaterialien wohl unausweichlich erscheint. Eine Delle im Wirtschaftswachstum kann hingegen zu kurzfristigen Preissenkungen in Basismetallen führen. Die Verteuerung wird nicht linear verlaufen. - Angetrieben wird die Hausse u.a. durch die steigende Mobilität in den grossen Schwellenländern. Goldman Sachs hat folgende Schätzung aufgestellt: Bis 2040 soll jeder dritte Chinese ein Fahrzeug besitzen. Heute zählt man in Indien und China 30 Mio. Autos, in dreissig Jahren wären es demnach 750 Mio. Diese rasante Steigerung wird nicht nur die Umweltpolitik vor Herausforderungen stellen, sondern auch Unmengen von Rohmaterialien verschlingen, allen voran Aluminium: Wegen geringer Dichte wird es vor allem in Transportmitteln verwendet und erfreut sich in der Luft- und Raumfahrt grosser Beliebtheit. Zunehmend wird es auch von der Autoindustrie beansprucht. - Das Reich der Mitte, grösster Aluminiumproduzent der Welt, dürfte längerfristig immer weniger exportieren, damit es den Bedarf der eigenen Autoindustrie decken kann. Die Abnahme der Ausfuhren hat vor einem Jahr begonnen, sie sind seit Juli 2006 auf weniger als die Hälfte gesunken. Das hat aber auch damit zu tun, dass China wegen der Gefahr einer Überhitzung im Aluminiummarkt eine Exportsteuer auf die Ausfuhren erhoben hat. Aufgrund dessen rechnet Credit Suisse mit leicht höheren Preisen in den nächsten Monaten. Anderer Meinung ist Deka Bank: Sie erwartet mittelfristig infolge ausreichend vorhandener Produktionskapazitäten eine leichte Entspannung. Das Allzeithoch erreichte Aluminium Mitte des vergangenen Jahres auf über 3000$/Tonne. Dieses rückt nun wieder in Reichweite (vgl. Grafiken). - Anders verhält sich die Entwicklung in Kupfer. Trotz des Anstiegs auf beinahe 8000 $/Tonne (vgl. Grafik) ist in den nächsten Monaten nicht mit einer Avance zu rechnen. Denn die preistreibenden Faktoren sind voraussichtlich nur von kurzer Dauer. Streiks in den grossen Minen in Südamerika haben dazu geführt, dass der Preis bis Ende Juli in die Höhe schnellte – dort zeichnet sich allerdings eine Entspannung ab. Der Bestand an der weltweit wichtigsten Börse für Basismetalle, der London Metal Exchange (LME), ging deshalb zurück. Zur gleichen Zeit haben sich Spekulanten zur Deckung ihrer Short-Positionen das Basismetall physisch gekauft. Credit Suisse rechnet mittelfristig mit einem Preis von rund 7000$/Tonne. Dies wäre ein Rückgang von rund 12%. Grund: China hat sich – um die Binnennachfrage zu befriedigen – zu Beginn des Jahres mit Kupfer eingedeckt. Die Lager dort sind somit reichlich gefüllt. Mit einem Anstieg der Nachfrage ist dieses Jahr deshalb kaum zu rechnen. Unicredit prognostiziert für 2008 einen Angebotsüberschuss von 500000Tonnen (vgl. Grafik). - Ähnlich wie in Kupfer ist (vorerst) auch in Nickel, das hauptsächlich zur Stahlveredelung verwendet wird, keine Preissteigerung zu erwarten. Im Frühling erzielte das Metall mit über 50000 $/Tonne ein Allzeithoch. Laut Credit Suisse ist der Nickelmarkt überhitzt, Verluste bis auf 30000 $ seien gerechtfertigt. Die Bank erwartet, dass sich der Preis dort stabilisieren wird. - Im Abwärtstrend befindet sich derzeit das Schwermetall Blei, das vor allem in der Autoindustrie verwendet wird. Über die weitere Preisentwicklung sind sich Marktbeobachter uneins. Die Bank Natixis etwa mutmasst für das nächste Jahr einen Angebotsüberschuss. Dies werde sich auch im Preis niederschlagen: Durchschnittlich soll Blei 2008 rund 1900 $/Tonne kosten. Derzeit handelt das Metall auf über 3000 $ (vgl. Grafik). - Trotz gelegentlichen Preiseinbussen wegen Übertreibungen oder Wachstumsdellen sind Investitionen in Basismetalle für längerfristig orientierte Anleger eine lukrative Anlageklasse.