CS-Group-Aktien am Rockschoss eines Trends
Am 15.Februar verloren CS Group rund 8%.
Am 15.Februar verloren CS Group rund 8%. Weniger als drei Monate später notierten sie wieder auf dem Stand vom 14.Februar. Ein Vorgang, der oft zu beobachten ist: Ein Unternehmen meldet Ergebnisse, die oberflächlich betrachtet die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Einige Investoren reagieren in Eile mit einem Hüftschuss und haben dann in Weile Zeit, ihre Handlungsweise zu bereuen. - Wer sich nicht beirren liess, kann sich heute freuen: Der Kurs der CS-Titel hält Schritt mit dem des SMI, aber auch mit dem der grösseren, in Analystenkreisen auf mehr Anerkennung stossenden UBS. - In der Behavioral-finance-Forschung wird dem Sachverhalt, wie er für die CS-Papiere zu beobachten war, breiter Raum gewährt. Es geht darum, dass neuesten Nachrichten zunächst einmal die grösste Aussagekraft zugesprochen wird, unabhängig davon, ob sie bedeutsamer sind als ältere Meldungen über ein Unternehmen oder eine Volkswirtschaft. Es ist das, was ich als Nachrichtensensitivität bezeichne und die Standardtheorie als Informationseffizienz. Letzteres kann es jedoch gar nicht sein, wenn Information als «das, was im Nervensystem rezipiert, umgewandelt und produziert wird», verstanden wird. Mit diesem Zitat aus «Der Beobachter im Gehirn» vom Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt, Professor Wolf Singer, sind zum Thema Information eine autoritative Quelle und ein Buch erwähnt, das äusserst lehrreich und interessant zu lesen ist. - Information ist nicht etwas, was an uns herangetragen wird, um dann eine Handlung auszulösen, ohne dass vorher ein intellektueller Prozess in Gang gesetzt worden wäre. Daher hat die gleiche Information eine unterschiedliche Bedeutung für verschiedene Menschen. Deshalb sollte man nie auf der Grundlage einer Meldung irgendwelcher Art handeln, es sei denn, man hat im Voraus auf Basis einer gründlichen Analyse beschlossen, je nach Inhalt einer ausgewählten Meldung einen im Voraus definierten Schritt im Portfolio zu vollziehen. Diese Ausnahme soll aber nur in besonders undurchsichtigen Situationen als Ultima ratio in Betracht gezogen werden. - Eine Situation, die rasche Reaktionen auf einzelne Meldungen zulässt, liegt nicht vor, wenn sie eine relativ starke Aktie betrifft, die einem homogenen Sektor und einem homogenen Markt zuzuordnen ist. Homogenität liegt vor, wenn mindestens zwei Drittel der einem Sektor global oder einem Gesamtmarkt lokal zugehörigen Titel einen gleich gerichteten Trend aufweisen. Wohlverstanden: Die Richtung, nicht die Geschwindigkeit der Kursveränderung muss übereinstimmen. - Was ich hier anspreche, heisst im Jargon der technischen Analyse Marktbreite. Eine homogene Marktstruktur liegt vor, wenn die Marktbreite mit dem repräsentativsten Index eines Marktes verläuft. Eine solche Struktur hat viele Gründe, von denen die Einzelperson nur einige, aber nicht alle kennen kann, weil die Gründe in den Gehirnen der einzelnen Marktteilnehmer formuliert werden. «Die Preise eines freien Marktes hängen von mehr Umständen ab, als irgendjemand überhaupt wissen kann», sagte Friedrich von Hayek in einem am 24.Oktober 1984 in «Finanz und Wirtschaft» publizierten Interview. - Sowohl am 15.Februar als auch heute noch befinden sich die Schweizer Börse und der Finanzsektor global in einer homogenen Struktur. Solange dem so ist, muss angenommen werden, dass die alten Trends auch nach einem durch eine Einzelnachricht ausgelösten Schock wie im Fall der Aktien Credit Suisse Group wieder aufgenommen werden.Alfons Cortés - www.alfonscortes.com