Das Fed denkt an neue Ausstiegsszenarien
Die US-Währungshüter rechnen damit, das Stimulusprogramm QE3 «in den kommenden Monaten» zu beenden. Um die Märkte dadurch nicht erneut zu verunsichern, feilen sie an ihrer Kommunikationsstrategie.

Der genaue Zeitpunkt steht noch offen. Allzu lange will die amerikanische Notenbank aber nicht mehr mit dem Ausstieg aus dem Stimulusprogramm QE3 warten, mit dem sie jeden Monat für 85 Mrd. $ langfristige Anleihen kauft. Wie aus dem Protokoll zur letzten Sitzung von Ende Oktober hervorgeht, sind die US-Währungshüter der Ansicht, dass die Konjunkturaussichten für eine weitere Aufhellung am Arbeitsmarkt sprechen. Die Grundbedingungen, «um das Tempo der Wertschriftenkäufe in den kommenden Monaten zu trimmen», seien damit gegeben, halten die am Mittwoch veröffentlichten Aufzeichnungen des Treffens fest.
Damit ein solcher Schritt die Finanzmärkte nicht erneut in grosse Nervosität versetzt, will das Federal Reserve seine «Kommunikation so einfach, klar und übereinstimmend wie möglich» halten. Eine Möglichkeit dazu wäre, die Voraussetzungen zur Drosselung von QE3 öffentlich festzulegen, heisst es dazu im Sitzungsprotokoll. Das zum Beispiel indem die Reduktion der Wertschriftenkäufe «sowohl von den kumulativen Fortschritten im Arbeitsmarkt seit dem Start des Programms wie auch vom Ausblick auf weitere Verbesserungen» abhängig gemacht würde.
Fokus auf Zinsprognose
Dass sich das Fed so intensiv mit seiner Kommunikationsstrategie auseinandersetzt, hängt mit den an den Märkten widersprüchlich aufgenommenen Signalen aus der US-Notenbank in der jüngsten Vergangenheit zusammen. Nachdem die US-Währungshüter Investoren über Monate hinweg auf ein graduelles Herunterfahren der Anleihenkäufe eingestimmt hatten, bekamen sie plötzlich kalte Füsse und entschieden sich Mitte September überraschend, QE3 unverändert weiterlaufen zu lassen.
Ein Schlüsselelement in der künftigen Verständigung mit den Märkten soll die Prognose zu den Leitzinsen sein. Seit Ende 2008 hält die US-Notenbank die sogenannte Fed Funds Rate auf nahezu null gedrückt. Sie soll erst wieder erhöht werden, nachdem die Arbeitslosenquote von derzeit 7,3% unter 6,5% gefallen ist, haben die Währungshüter zuletzt immer wieder bekräftigt. «Mehrere Teilnehmer» sprachen sich nun dafür aus, dass «zusätzliche qualitative Informationen über die Absichten des Fed-Vorsitzes» nach Erreichen dieser Schwelle «noch hilfreicher sein könnten».
Kühle Reaktion an Wallstreet
An Wallstreet wurden die Nachrichten aus dem Federal Reserve kühl aufgenommen. Der US-Leitindex S&P 500 tendierte nach der Veröffentlichung der Sitzungsunterlagen klar schwächer und ging mit einem Minus von 0,4% zu 1781,37 aus dem Handel. Am Montag hatte er kurzzeitig erstmals über 1800 notiert. Am Bondmarkt stieg die Rendite auf zehnjährige Treasuries um 8 Basispunkte auf 2,79%. Der Dollar ging fester aus dem Handel, und der Goldpreis gab nach.
Die Reaktion macht einmal mehr deutlich, vor was für einem heiklen Bremsmanöver die US-Notenbank steht. Zusicherungen von Fed-Chef Ben Bernanke, dass die Leitzinsen auch nach dem Ende von QE3 noch für geraume Zeit auf ultratiefem Niveau verharren würden, haben Investoren bisher wenig überzeugt. Um Wallstreet von der Obsession mit den Wertschriftenkäufen abzubringen, braucht es offensichtlich mehr als nur vage Worte. Trotzdem werden Investoren sehr genau hinhören, wenn Bernanke im Anschluss an die nächste Fed-Sitzung vom 17. und 18. Dezember seine letzte Pressekonferenz als Präsident der US-Notenbank abhält.
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