Das Gold und die Nationalbank
Als der damalige Bundespräsident Arnold Koller am 5.März 1997 im Namen des Bundesrats vor der Bundesversammlung die Stiftung für Solidarität ankündigte, gebrauchte er grosse Worte: Sie sei ein Zeichen für die humanitäre Tradition der Schweiz und der Dankbarkeit für das Verschontwerden in zwei Weltkriegen.
Als der damalige Bundespräsident Arnold Koller am 5.März 1997 im Namen des Bundesrats vor der Bundesversammlung die Stiftung für Solidarität ankündigte, gebrauchte er grosse Worte: Sie sei ein Zeichen für die humanitäre Tradition der Schweiz und der Dankbarkeit für das Verschontwerden in zwei Weltkriegen. Es solle etwas Einmaliges und Bleibendes geschaffen werden, das noch in 10, 20 oder 50 Jahren segensreiche Wirkung im In- und Ausland entfalte. - Dankbarkeit ist ein Gefühl mit kurzer Halbwertszeit. Nur gerade drei Jahre später glaubt nicht einmal mehr Kollers eigene Partei an das Werk, das so tief in der Vergangenheit verankert und so weit in die Zukunft ausgerichtet werden sollte. Die CVP möchte den Erlös aus dem für die Solidaritätsstiftung vorgesehenen Gold der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) zukommen lassen – eine gemessen an den früheren Ansprüchen wenig ambitiöse Alternative. Seit längerem in Opposition steht die SVP. Sie gedenkt mit einer Volksinitiative, das ganze zum Verkauf vorgesehene Gold von 1300 Tonnen, die Hälfte des Gesamtbestands, für die Sicherung der AHV einzusetzen. - Das Projekt Solidaritätsstiftung stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Zum einen schadete die Verbindung mit der unfruchtbaren Auseinandersetzung um die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, die zum Zeitpunkt der Ankündigung und Kollers Widmung «an die Opfer von Armut und Katastrophen, selbstredend auch an diejenigen von Holocaust und Shoa», entstanden war. Zudem dürften der milliardenschwere Vergleich mit den Banken und die kostspielige Buchprüfung der Volcker-Kommission – beides belastete indirekt über Steuerausfälle oder direkt über die Kantonalbanken auch die Allgemeinheit – sowie die monatelange, von unfairen Vorwürfen begleitete Debatte viele Bürger zur Überzeugung gebracht haben, dass nun genug sei.