Dem SNB-Kommentar wird grosses Gewicht beigemessen Potenzial am langen Ende erschöpft?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird das Zielband für den Dreimonatssatz Libor am Donnerstag um 25 Basispunkte (Bp) nach oben verschieben und einen Mittelwert von neu 2,5% anpeilen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird das Zielband für den Dreimonatssatz Libor am Donnerstag um 25 Basispunkte (Bp) nach oben verschieben und einen Mittelwert von neu 2,5% anpeilen. Darin sind sich die monatlich zu ihren Zinsprognosen befragten Ökonomen einig. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie weit das Direktorium das Zinsniveau in der Folge erhöhen wird. - David Marmet von der Zürcher Kantonalbank und Janwillem Acket von Bank Julius Bär gehen davon aus, dass die SNB bis Ende Jahr einen Libor von 3% anstrebt. Marmet argumentiert mit der robusten Konjunktur, die dank der ausgezeichneten Beschäftigungslage von gut gestimmten und kauffreudigen Konsumenten getragen werde. Zwar bestehe kaum Inflationsdruck, doch werde sich die SNB wegen der Frankenschwäche zu drei Zinserhöhungen bis Ende Jahr veranlasst sehen. - Der schwache Franken findet sich auch im Argumentarium von Acket, der eine Erhöhung von 50 Bp im September nicht ausschliesst. Dazu könnte sich die SNB entschliessen, sollte sich die Schweizer Valuta in Richtung 1.70 Fr./ Euro abschwächen, das Wachstum robust bleiben und die Teuerung sich beschleunigen – diesem Szenario misst er eine Wahrscheinlichkeit von rund einem Drittel bei. Entscheidend wird für ihn der SNB-Kommentar vom Donnerstag sein. Gemäss Acket könnte die Inflationsprognose erhöht werden, allein schon wegen des Basiseffekts, der in den kommenden Monaten zu erwarten sei. - Michael Markovic von Credit Suisse und Klaus Papenbrock von der Deutschen Bank dagegen rechnen mit nur noch zwei Zinsschritten. «Ich sehe keinen Grund, warum das Direktorium die Zinsen auf 3% erhöhen sollte, ausser die Europäische Zentralbank EZB setzt den Leitsatz auf 4,5%», erklärt Markovic. Mit der EZB begründet auch Papenbrock seine Voraussage. Binnenwirtschaftlich gesehen besteht nach seiner Einschätzung kaum mehr Anpassungsbedarf für die SNB. Doch wegen des schwachen Frankens kann sie nicht hinter der EZB zurückbleiben. Papenbrock geht davon aus, dass in Euroland der Gipfel im September erreicht sein wird und die EZB 2008 die Zinsen senken wird. - In keines der beiden Lager einordnen lässt sich Daniela Steinbrink Mattei von der UBS. Die Prognosen werden derzeit überprüft (in der Tabelle finden sich noch die alten Werte) und wohl nach oben angepasst – Steinbrink Mattei wartet jedoch das Communiqué und die Inflationsprognose der SNB ab. Die Wirtschaft floriere, und auch die Aussichten seien gemessen am Einkaufsmanagerindex PMI und am Kof-Konjunkturbarometer robust. Zudem präsentiere sich der Arbeitsmarkt in bester Verfassung. Das vergrössert gemäss Steinbrink Mattei das Risiko, dass nicht nur die Leitzinsprognosen, sondern auch die Wachstumsvoraussage von derzeit 1,8% erhöht werden müssen. Wichtig für die Einschätzung des Libor sei auch die EZB, die zuletzt weitere Schritte angedeutet habe. - Vom kräftigen Anstieg der Rendite zehnjähriger Anleihen der Eidgenossenschaft wurden die Ökonomen überrascht – sie hatten im März für Juni einen Wert von 2,61% vorausgesagt. Markovic sieht das Potenzial für einen weiteren Renditeanstieg nach der jüngsten Avance begrenzt. Nach Ansicht von Papenbrock dagegen sollten die Frankenzinsen im Fahrwasser der Eurosätze zunächst weiter steigen. Sobald aber die EZB zu Zinssenkungen übergehe, werde sich das in den Renditen spiegeln. - Marmet nennt für den Zinsanstieg auch strukturelle Gründe: Die Deflationstendenzen in Asien hätten sich abgeschwächt. Zudem habe sich in den vergangenen Tagen die Furcht der Investoren vor einer Rezession in den USA verflüchtigt. Acket erwartet, dass sich der Weltwirtschaftsboom fortsetzt, wovon die Schweiz profitieren werde – seiner Meinung nach wird jedoch weltweit eine höhere Volatilität zu beobachten sein. Steinbrink Mattei verweist darauf, dass die Schweizer Renditen nach dem jüngsten Anstieg wieder attraktiv seien, es also zu einer nachfragebedingten Korrektur kommen könnte. Dennoch dürfte UBS auch die Prognosen für das lange Ende erhöhen. Entscheidend für diese Voraussage würden nicht nur die Inflationsprognosen der SNB sein, sondern auch die US-Detailhandelszahlen, die einen wichtigen Hinweis auf die Stärke des US-Konsums geben werden.BM