Der Chart des Tages
Konsumenten im Kaufrausch.

Konsumentenkredite sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind sie Ausdruck einer dynamischen Wirtschaft, in der Privathaushalte sich für den Kauf von Möbeln, Haushaltsgeräten oder Autos entschliessen, womit sie Nachfrageimpulse generieren und das Wachstum fördern. Andererseits sollte sich jedoch nur verschulden, wer sich das finanziell auch leisten kann.
Die Europäische Zentralbank (EZB) blickt vor allem auf das erste Argument. Sie hält die Zinsen rekordtief und hofft, dass sie damit die Kreditnachfrage anregt. In ihrem neuen Wirtschaftsbericht zeigt sie auf, dass diese Politik wirkt.
Seit zwei Jahren nehmen die Konsumentenkredite besonders rasch zu, schreibt sie. Der Anstieg entspreche nahezu dem Tempo in der Zeit vor der globalen Finanzkrise. Die steigende Nachfrage nach den Darlehen ergebe sich aus dem wiedererstarkten Vertrauen der Privathaushalte im Zuge der breit angelegten wirtschaftlichen Erholung.
Wie der obige Chart zeigt, trifft das vor allem für Spanien (orange Kurve) und Italien (hellblaue Kurve) zu. Das Kreditvolumen klettert dort im zweistelligen Prozentbereich. In beiden Ländern sind seit 2015 die Richtlinien für die Vergabe von Konsumentenkrediten am stärksten gelockert worden. Dazu habe die EZB mit ihren Massnahmen beigetragen, ist im Bericht zu lesen.
Beide Länder beheimaten im europäischen Vergleich allerdings auch die meisten finanziell anfälligen Privathaushalte – Familien, die sich zu häufig für scheinbar günstige Ratenkäufe entscheiden, obwohl sie sich die Kaufsumme am Ende gar nicht leisten können.
Bleibt also zu hoffen, dass der neue kreditfinanzierte Konsumrausch nicht eine finanzielle Selbstüberschätzung der Konsumenten offenlegt.
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