Der Chart des Tages
Die Rezession wird sich unerkannt anschleichen.

Der Ausblick für die Weltwirtschaft (World Economic Outlook, WEO) des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat diesmal Selbstkritik zu bieten. Denn das Kompendium, in dem die Analysten des IWF ihre Wachstumsprognosen für jedes Land vorstellen, hat untersucht, ob die Schätzungen in der Vergangenheit überhaupt von Nutzen waren. Konnten die Ökonomen vorhersagen, wenn eine Wirtschaft in die Rezession geraten ist? Kurze Antwort: Nein.
Die obige Grafik zeigt in blauen Balken, wie viele Länder zwischen 1991 und 2016 jeweils neu in einem Jahr in eine Rezession geschlittert sind, aufgeteilt nach entwickelten Ländern (AEs) und Schwellen- und Entwicklungsländern (EMDEs). Die roten Punkte zeigen, ob die Rezession vom IWF vorhergesagt wurde.
Nur in seltenen Fällen – etwa nach der Finanzkrise 2008 – haben die Ökonomen den Rückgang der Wirtschaftsleistung in einem Land vorhergesehen. «Nur neun von 212 neuen Rezessionen wurden vorhergesagt», stellt der IWF selbst fest.
Danach folgt aber gleich die Verteidigung der Autoren. Solch ein «unbefriedigendes Resultat» sei «unter Vorhersagern üblich». Analysten aus dem privaten Bereich – also bei Banken und Forschungsinstituten – hätten einen ähnlich schlechten Leistungsausweis.
Die Vorhersagen im WEO seien etwas besser darin, zu prognostizieren, ob sich das Wirtschaftswachstum abschwäche. Doch selbst bei solch einem einfachen Test wurde nur in der Hälfte der Fälle richtig vorhergesehen, dass die Wachstumsrate sinkt. Genauso gut hätte man also eine Münze werfen können.
Für Anleger ist das ernüchternd. Wenn eine Rezession kommt, dann wird man in den Wachstumsprognosen nur in den seltensten Fällen eine Warnung finden.
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