Der Chart des Tages
Zittern in Rom.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gestern zwar noch nicht die Leitzinsen erhöht, aber klar signalisiert, dass sie die Zügel wegen der Inflation bald straffen wird. Ab nächstem Monat kauft sie keine Anleihen mehr, und dann soll in der Julisitzung der Einlagenzins um 25 Basispunkte (Bp) angehoben werden. Beobachter gehen von einem weiteren Schritt um 50 Bp im September aus.
Der forsche Kurs kommt an den Finanzmärkten nicht gut an. Nach der gestrigen Sitzung tauchten die Börsen in Europa und danach auch in New York. Die Anleihenrenditen stiegen wieder, wobei Papiere mit einem gewissen Kreditrisiko stärker abgestossen wurden als risikolose Staatsanleihen. Die Renditeaufschläge (Spreads) nehmen zu.
Ein Problem für die EZB ist dabei vor allem die Spread-Ausweitung in der Eurozoneperipherie. Die Aufschläge von Griechenland, Italien, Spanien und Portugal sind auf dem höchsten Niveau seit dem Coronaschock im Frühjahr 2020.
Im Falle von Italien ist der Aufschlag zu deutschen Bundesanleihen um 30 auf 220 Bp gestiegen. Anscheinend hatten die Märkte mehr Klarheit darüber erwartet, mit welchen Massnahmen die EZB dieser Entwicklung entgegentreten will. Denn es scheint klar, dass nur sie die Fragmentierung verhindern kann, bei der Länder der Peripherie viel höhere Finanzierungskosten haben als Deutschland oder die Niederlande.
Wie wichtig die Anleihenkäufe der EZB sind, zeigt die obige Grafik des Bankenverbands Institute of International Finance (IFF) am Beispiel von Italien. Die schwarze Linie zeigt das Volumen der ausgegebenen Anleihen in Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP), die farbigen Balken zeigen die Käufer. 2017 und während der Pandemie hat die EZB im Rahmen der quantitativen Lockerung (QE) und des Notfallprogramms PEPP über die Banca d’Italia (blau) praktisch als Einzige italienische Bonds gekauft. Banken (rot), Haushalte (grün) und ausländische Investoren (violett) spielten keine Rolle. In Spanien sieht das Bild ähnlich aus, mit dem Unterschied, dass sich dort ausländische Investoren wieder engagieren.
Doch wie will die EZB Rom nun helfen, wenn sie die QE-Anleihenkäufe einstellt, aber nicht gezielt die Anleihen der Staaten kaufen kann, die in Schwierigkeiten sind, weil sie sonst das Verbot der monetären Staatsfinanzierung verletzt?
IIF sieht keine Lösung, ausser, die Geldpolitik weiterhin locker zu halten und die Normalisierung zu vertagen.
(Quelle der Grafik: Institute of International Finance)
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