Der Chart des Tages
Was Janet Yellen lieber verschweigt.

Quelle: DoubleLine / J.P. Morgan
Es ist das grösste geldpolitische Experiment aller Zeiten: Seit der Finanzkrise hat die US-Notenbank mit den Stimulusprogrammen QE1, QE2 und QE3 weit mehr als 3000 Mrd. $ ins Finanzsystem gepumpt. Die Absicht war, damit die Wirtschaft aufzupäppeln. Eine der grössten Fürsprecherinnen dieser aussergewöhnlichen Massnahme war die neue Fed-Chefin Janet Yellen, die bereits als Präsidentin der Distriktnotenbank San Francisco und ab 2010 als Fed-Vizepräsidentin massgeblich Einfluss auf die US-Geldpolitik genommen hat.
Wie Yellen am Mittwoch bekräftigt hat, will sie QE3 weiter graduell zurückfahren. Ende Jahr dürfte das Programm damit wohl beendet sein. Gute Gelegenheit also, um kurz Zwischenbilanz zu ziehen. Einen originellen Ansatz dazu liefert dieser Chart, den der US-Bondinvestor Jeffrey Gundlach unlängst präsentiert hat. Er zeigt auf kumulativer Basis, wie sich Aktien von Luxusgüterhändlern wie Coach, Tiffany und Louis Vuitton (rote Linie) seit dem Start der QE-Programme entwickelt haben. Die blaue Linie stellt im Vergleich dazu die Performance von Valoren aus dem mittleren und dem unteren Retailsegment wie Macy’s, Kohls und JCPenney dar.
Hat der frappierende Unterschied mit der ultralockeren Geldpolitik zu tun, oder ist er bloss ein Zufall? Eine definitive Antwort gibt es zwar nicht. Sorgfältige Studien lassen jedoch wenig Zweifel daran, dass vermögende Personen am meisten von QE profitiert haben. Das vor allem deshalb, weil sie einen überproportional hohen Anteil an Finanzanlagen halten, deren Preise die Geldflut nach oben gespült hat. Kaum eine Entlastung spürt hingegen die Mittelklasse. So ist das Einkommen eines typischen US-Haushalts heute tiefer als Ende der Neunzigerjahre.
Die Geschichte ist damit aber nicht zu Ende. Wie das grosse Experiment ausgeht, wird sich erst später zeigen. Entscheidend ist, ob die Währungshüter es rechtzeitig schaffen, die gigantische Geldschwemme abzusaugen, bevor es zum Inflationsschub kommt. Gelingt das nicht, sind auch hier die mittleren und die unteren Bevölkerungsschichten im Nachteil, weil sie überproportional viel Bargeld halten. Letztlich werden sie deshalb die Kosten tragen, wenn der geldpolitische Versuch schiefgeht – ein Aspekt, den Yellen lieber nicht anspricht.
Den Chart des Tages vom Mittwoch finden Sie hier .
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