Der Chart des Tages
Auf der Suche nach dem optimalen Fiskalimpuls.

Diese Woche tagt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Ein Kurswechsel oder eine Zinssenkung werden nicht erwartet. EZB-Präsident Mario Draghi wird die Gelegenheit nutzen, wirtschaftlich Revue passieren zu lassen. Er wird wohl vor allem an die nationalen Regierungen appellieren, mehr für die wirtschaftliche Erholung zu unternehmen. Das ist leichter gesagt als getan, denn die fiskalpolitische Ausgangslage ist von Land zu Land sehr verschieden.
Der Chart fasst das heterogene Bild in der Eurozone zusammen anhand der drei wichtigsten Rahmenfaktoren:
1. Staatsverschuldung (horizontale Achse)
2. Haushaltsentwicklung (vertikale Achse)
3. Konjunkturelle Lage (Kreise)
Dieses Jahr sehen die meisten Eurostaaten eine expansivere Haushaltspolitik vor. Die Ausgaben werden ausgeweitet, die Wirtschaft erhält einen sogenannten Fiskalimpuls, was das Wachstum fördert. In Italien beläuft er sich auf 0,9% des Bruttoinlandprodukts (BIP). Deutschland steht dem mit knapp 0,8% des BIP kaum nach. Allerdings befindet sich Italien in einer konjunkturell viel schwächeren Position als Deutschland. Die Produktionslücke – also die Unterauslastung der Volkswirtschaft (Arbeitslosigkeit, schwaches Wachstum etc.) – ist viel grösser, was in der Grafik anhand der Grösse der jeweiligen Kreise dargestellt ist.
Je grösser der Kreis, umso grösser sind die wirtschaftlichen Wachstumsprobleme des Landes. Frankreich ist diesbezüglich kaum besser gestellt als Italien. Aber die Regierung in Paris unterstützt die Konjunktur dieses Jahr fiskalpolitisch fast nicht. Rom unternimmt mehr.
Italien ist Europas grösster Schuldner und muss dafür sorgen, dass der Schuldenberg nicht noch weiter anschwillt (in der Grafik ausgedrückt durch die Quadranten rechts von der Mitte). Das sollte 2016 auch gelingen, denn die Schuldenquote gemessen am BIP bleibt dieses Jahr unverändert. In Spanien, Finnland und vor allem in Lettland steigt sie indes weiter. In Portugal und Irland verringert sie sich beträchtlich und entschärft das Schuldenproblem entsprechend.
Die EZB plädiert dafür, dass die Länder ihren finanzpolitischen Spielraum nutzen, um die Wirtschaft zu stimulieren, d.h. ohne die Schuldenquote zu erhöhen. Der Chart zeigt auf, dass dies nur in etwa der Hälfte der Eurostaaten geschieht. Und das sind vorwiegend diejenigen Staaten, in denen die Konjunktur besser läuft. In den meisten Ländern, die eine grosse Produktionslücke aufweisen, steigt die Verschuldung dieses Jahr schneller als das BIP.
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