Der deutsche Industriekonzern erhöht Offerte – Arcelor in der Defensive – CSFB verdient an Bietergefecht mit
Es geht Schlag auf Schlag im Übernahmekampf um den kanadischen Stahlkonzern Dofasco.
Es geht Schlag auf Schlag im Übernahmekampf um den kanadischen Stahlkonzern Dofasco. Am Dienstag hat der Branchennachbar Thyssen-Krupp mit dem Angebot des luxemburgischen Konkurrenten Arcelor gleichgezogen und bietet nun ebenfalls 63 kan.$ je Aktie; gleichzeitig wurde die Frist für die Annahme der Offerte vom 10. auf den 25.Januar verlängert. Damit ist Thyssen-Krupp wieder im Vorteil, denn das Management des in Hamilton, Ontario, ansässigen Unternehmens zieht die Deutschen als Käufer vor. Das neue Angebot sei, schreibt Dofasco in einer Stellungnahme, bei gleicher Angebotshöhe an weniger Bedingungen geknüpft. - Als «freundlicher Bieter» erhält Thyssen-Krupp Einsicht in die Bücher von Dofasco. Arcelor ist der Zugang zu vertraulichen Zahlen dagegen verwehrt. Das kompliziert die Sache erheblich: Ohne diese Daten könnte es für die Geschäftsleitung schwierig werden, eine nochmals höhere Übernahmeofferte vor den eigenen Aktionären zu rechtfertigen; um Einsicht zu erlangen, müsste Arcelor aber schon ein deutlich überlegenes Angebot unterbreiten. - Analysten tippen zwar mehrheitlich auf eine Fortsetzung des Übernahmekampfes. Der Spielraum für die Bieter wird aber zusehends enger. Man nähere sich einem Punkt, an dem der Preis happig werde, meint etwa der New Yorker Stahlbranchenanalyst Chuck Bradford von Bradford Research in der Zeitung «Hamilton Spectator»; der Wert sei bereits doppelt so hoch wie das, was für andere Stahlunternehmen bezahlt werde. Die Offerte von 63 kan.$ je Aktie bewertet Dofasco mit 4,9 Mrd. kan.$ (3,5 Mrd. Euro). Das ist mehr als der für 2005 erwartete Umsatz von 4,5 Mrd. kan.$; die Börsenkapitalisierung von Arcelor entspricht im Vergleich dazu 0,4-mal dem geschätzten Umsatz (vgl. FuW Nr.102 vom 24.Dezember). - An der Börse scheinen die Akteure ihre Erwartungen zurückzuschrauben: Als das Angebot von Thyssen-Krupp am Dienstag bekannt wurde, gaben Dofasco 1,3% auf 64.17 kan.$ nach; am Freitag notierten sie aber wieder 64.70 kan.$. Zu den Aktionären von Dofasco gehört auch Credit Suisse First Boston. Die Investmentbank teilte in einer Pflichtmeldung vom 28.Dezember mit, sie habe seit dem ersten Übernahmeangebot von Arcelor am 23.November 2,9 Mio. Dofasco-Titel erworben; damit halte sie insgesamt 4,23 Mio. Papiere, was rund 5,5% des Kapitals entspreche. Die Beteiligung sei ausschliesslich zu Investitionszwecken aufgebaut worden und nicht in der Absicht, Einfluss auszuüben. - Arcelor hatte am 23.November in einer als feindlich taxierten Übernahmeofferte 56 kan.$ je Dofasco-Aktie geboten. Fünf Tage später schlüpfte Thyssen-Krupp – zusätzlich ermutigt durch das Management von Dofasco – in die Rolle des weissen Ritters und erhöhte auf 61.50 kan.$. Arcelor konterte am 23.Dezember mit 63kan.$ je Titel; man prüfe die Optionen, heisst es nun aus Luxemburg, nachdem Thyssen-Krupp gleichgezogen hat. - Dofasco sei zu einer begehrten Beute in der Konsolidierung der Stahlbranche geworden, weil sie den Zugang zum lukrativen amerikanischen Automobilmarkt ermögliche, schreibt die führende kanadische Zeitung «The Globe and Mail». Der «Hamilton Spectator» bezeichnet Dofasco als Darling der Branche und erklärt dies mit dem geringen gewerkschaftlichen Einfluss und der beständigen Profitabilität; der Konzern schreibt seit elf Jahren ununterbrochen Gewinn. - Thyssen-Krupp teilt die Einschätzung: «Die Entscheidung, das Angebot zu erhöhen, spiegelt die Qualität und den strategischen Wert von Dofasco wider», betont Konzernchef Ekkehard Schulz in der Pressemeldung. «Angesichts des bedeutenden Wachstumspotenzials für die Stahlaktivitäten unserer beiden Unternehmen in Nordamerika werden wir den Erwerb von Dofasco weiter verfolgen.» Die Kampfansage an Arcelor ist nicht zu überhören. - An der Börse erhält der Vorstandsvorsitzende weiterhin Unterstützung: Thyssen-Krupp, denen kein überdurchschnittliches Kurspotenzial beizumessen ist, zogen nach der Erhöhung der Offerte am Dienstag 2,3% auf 18.41 Euro an. Im Wochenverlauf verteuerten sie sich in einem für die Stahlindustrie generell günstigen Marktumfeld bis Freitagnachmittag 8,3% auf 19.08 Euro. Arcelor gewannen 4,4% auf 21.87 Euro. Geht das Bietergefecht weiter, kann die freundliche Gesinnung des Marktes aber rasch umschlagen – wegen des Preises, aber auch wegen Bedenken, die Akquisition falle mit einem zyklischen Hoch zusammen.CB