Der Fall der Internet-Titel
Das Jahr 2000 wird als «das Jahr, in dem die Blase platzte» in die Börsengeschichte eingehen.
Das Jahr 2000 wird als «das Jahr, in dem die Blase platzte» in die Börsengeschichte eingehen. Die Internet-Euphorie ist vorbei, und Ernüchterung ist eingekehrt. Der Dow-Jones-Internet-Index hat seit Jahresbeginn rund 70% eingebüsst. Noch vor einem Jahr lagen die Anleger Unternehmen wie dem Online-Spielzeughändler Etoys zu Füssen. Ende 1999 notierten die Titel auf 50$, und kaum ein progressiver Anlagestratege hatte sie nicht auf seiner Empfehlungsliste. In der Zwischenzeit haben Etoys gerade mal ein paar Cents Wert, und das Unternehmen steht vor dem Aus. Einem Anleger, der 100000$ investiert hatte, bleiben noch 400$. Etoys ist kein Einzelfall. Ob das virtuelle Reisebüro Priceline.com, die Tierfutterhandlung Pets.com oder der Luxusgüteranbieter Ashford.com; sie alle schlitterten am Rande des Konkurses vorbei oder mussten, wie Pets.com, die Segel ganz streichen. Auch Amazon.com, die einst beinahe den Status eines New-Economy-Blue-chip erreichten, haben über 80% eingebüsst. Den Online-Einzelhändlern wurde klar, dass traditionelle Anbieter mit aufwendigen Werbekampagnen nicht einfach auszustechen waren. - Die Krise ging auch an den gelobten B2B-Unternehmen, die das Geschäft der Unternehmen untereinander erleichtern, nicht vorbei. Vertical Net büssten über 95% ein, und Ask Jeeves gaben gar noch mehr Terrain preis. Einzig Ariba und mit Abstrichen Commerce One hielten sich im Business-to-business- Bereich ansprechend. - Ähnlich hart traf der Vertrauensverlust die Beteiligungsgesellschaften wie CMGI oder Internet Capital Group. Die Strategie, kleine, noch nicht börsenreife Unternehmen aufzukaufen, ging nicht auf. Zu viel wurde oft für eine einzige nicht ausgereifte Idee bezahlt. Der Scherbenhaufen ist gross. Renommierte Analysten, wie Henry Blodget von Merrill Lynch, hielten lange an den Titeln fest. Doch in der Zwischenzeit haben auch sie das sinkende Schiff verlassen. - Schlecht lief das Jahr in der Folge für Internet-Neuemissionen. Ein Unternehmen nach dem anderen verzichtete gezwungenermassen auf den Börsengang. Das jüngste Opfer ist Local Design Solutions, ein aufstrebendes Unternehmen, das E-Business-Lösungen für Grossunternehmen anbietet. Im Oktober und November kam kein einziger Internet-Titel an die Börse. Während vor Jahresfrist das Wort E-Business einen erfolgreichen Börsengang garantierte, versuchen die Unternehmen heutzutage ihre Abhängigkeit vom Internet herunterzuspielen. Der Anleger kauft nicht mehr blind, was mit Internet zu tun hat. Auch wenn es für viele Anleger schmerzhaft war: 2000 ist als heilsames Jahr für das Gleichgewicht der Finanzmärkte zu sehen. JS, New York