Der Greenback büsst an Wert ein, wenn sich die Wirtschaft abschwächt Es gibt Alternativen zum Dollar
Der Dollar hat sich in den letzten Wochen mehr als 5% zum Euro abgewertet.
Der Dollar hat sich in den letzten Wochen mehr als 5% zum Euro abgewertet. Die Abschwächung verlief jedoch in geordneten Bahnen: Die Märkte haben nicht panisch reagiert. US-Aktien und Unternehmensanleihen werteten sich nach einem kurzen Einbruch gar leicht auf. Was ist passiert - Die Währung lief anderen zyklischen Indikatoren (Zinsen und Anleihen), die letzte Woche eine markante Abkühlung der US-Wirtschaft einzupreisen begannen, voraus. Gemäss den Zins-Futures-Kontrakten sind die Chancen grösser geworden, dass die US-Notenbank Fed die Leitzinsen 2007 drei Mal um je 25 Basispunkte (Bp) senkt. - Doch wie realistisch ist das - Vielen Investoren erscheint diese Marktsituation wenig plausibel. Die ökonomische Aktivität ist gemessen am Konsum, an den Investitionen und der Beschäftigung nach wie vor robust. Die Chance, dass sich der Häusermarkt erholt, bleibt trotz schwächeren Signalen bestehen. Vor allem aber ist die Inflation nach wie vor auf einem Niveau, das keine Zinssenkung erlaubt. Dies machte Fed-Chef Ben Bernanke den Investoren letzte Woche klar. Gleiches war vom Notenbankchef aus Chicago, Michael Moskow, am 1.Dezember zu vernehmen: Eine Inflationsrate von über 2% sei zu hoch. Obwohl eine leichte Abkühlung der Wirtschaft wahrscheinlich tiefere Teuerungsraten mit sich zieht, bleiben die Inflationsrisiken nach wie vor bestehen. Diese Risiken sehen Bernanke, Moskow, aber auch Vizepräsident Donald Kohn – er sprach am Wochenende – in dem mit der wirtschaftlichen Entwicklung verbundenen erfreulichen Verlauf am Arbeitsmarkt. - Der Markt teilt die Befürchtungen des Fed nicht: Der Immobilienmarkt, so argumentiert z.B. UBS, werde auf die Realwirtschaft einen dermassen negativen Effekt haben (schwächerer Konsum wegen tieferer Belehnungsraten und Wohlstandseffekten), dass die US-Notenbank in den kommenden vier Quartalen die Zinsen um 100Bp – also vier 25-Bp-Schritte – senken werde. Falls dies geschehen sollte, ist anzunehmen, dass der Dollar schwach bleibt. - Wie nachhaltig ist nun die Dollarschwäche - Eine höhere Risikoneigung globaler Investoren sowie die relative neutrale Positionierung der Akteure haben die jüngste Abwertung des Greenback begünstigt. Wenn die Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Realwirtschaft stieg, hat sich die US-Valuta – seit die USA eine Nettoauslandschuld (derzeit gut 17% des Bruttoinlandprodukts) verzeichnen – kaum je aufwerten können. Im Gegenteil, Auguren, die gegenüber dem Dollar freundlich gestimmt waren, mussten erkennen, dass er an Wert einbüsst, wenn sich die Wirtschaft abschwächt. - Die USA sind von einem Gläubiger- zu einem Schuldnerland geworden. Verringert sich der erwartete Ertrag auf das von ausländischen Investoren eingesetzte Kapital, was bei einer schwächelnden Wirtschaft der Fall ist, ist es plausibel, dass sich die Währung abschwächt. Ebenfalls ist der Greenback kein sicherer Hafen mehr. Der Vergleich zwischen den letztjährigen Ausschlägen globaler Risikoaversion und der Entwicklung der Währungen zeigt, dass der Euro, der Yen und auch das Pfund diesen Status übernommen haben. Eigentlich keine grossen Neuigkeiten, doch zur US-Valuta gibt es Alternativen, die Marktbewertung verdeutlicht es ein weiteres Mal.UBS Investment Bank, Benedikt Germanier