Deutsche Bank erhöht Kapital erneut
Mit einer 8-Mrd.-€-Kapitalerhöhung will Deutsche Bank die Kapitalfrage endgültig aus der Welt schaffen. Die erhöhte Kapitalbasis zieht jedoch das Renditeziel in Zweifel.
Deutschlands grösste Bank baut die Eigenkapitalposition erneut aus. Nach einer Kapitalerhöhung vor einem Jahr nimmt die Deutsche Bank nochmals 8 Mrd. € auf. Als Kerninvestor hat sie dazu den katarischen Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani via sein Vehikel Paramount Holdings gewonnen, der bereits für 1,75 Mrd. € Aktien übernommen hat. Aus Katar ist auch einer der grössten Investoren in Credit Suisse.
Die restlichen 6,3 Mrd. € werden in einer regulären Kapitalerhöhung ausgegeben. Rein rechnerisch ist der tiefste Preis pro Aktie in der Emission 21 €, damit diese Summe eingenommen wird. Der Prospekt folgt Anfang Juni, die Zeichnungsperiode läuft bis 24. Juni. Die Emission wurde von einem Bankensyndikat übernommen. Dank des frischen Kapitals steigt die Eigenkapitalquote (Common Equity Tier 1) auf 11,8%. Per Ende März stand sie auf 9,5%.
Wegen der Verschuldungsquote?
Weil die Bank nach der letztjährigen Kapitalerhöhung organischen Aufbau in den Vordergrund stellte, wird nun am Kapitalmarkt gerätselt, was der Grund für die Kapitalmassahme war. Naheliegend ist die Vermutung, die Bank habe die Verschuldungsquote vor Augen gehabt, die nun von 2,5 auf 3,1% steigt. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) stellt die absolute Summe des Eigenkapitals ins Verhältnis zur Bilanzsumme. Für die Erfüllung der Quote hätte es allerdings auch etwas günstigeres Hybridkapital (Additional Tier 1) getan. Entsprechende Emissionen sind bereits geplant.
An der Telefonkonferenz für Analysten am Montagmorgen betonte Co-CEO Anshu Jain, die Bank wolle einen Eigenkapitalpuffer aufbauen, um Änderungen in der Regulierung absorbieren sowie Rechtsrisiken abdecken zu können. «Wir haben derzeit lieber einen Kapitalüberschuss als zu wenig Kapital», sagte Jain. Das werde die Rendite negativ beeinflussen, räumte er ein.
Dass die Bank erneut am Markt Kapital aufnimmt, dürfte mehrere Gründe haben. Die im strategischen Plan, der 2012 vorgestellt wurde, erhofften Einkünfte sind kleiner als erwartet. Besonders in der Investmentbank haben die Einnahmen gelitten, das erste Quartal 2014 war da keine Ausnahme. Und wie Finanzchef Stefan Krause bestätigte, liegt der Ertrag im zweiten Quartal wiederum deutlich unter dem Vorjahr. Weil gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen stiegen, kam die Bankführung offenbar zum Schluss, entschieden zu agieren, um die Kapitalquote zu erhöhen. Co-CEO Jain aber verneinte, dass Aufsichtsbehörden die Bank zu der Kapitalmassnahme gedrängt habe.
Viel Gegenwind
Herausforderungen für die Bank gibt es genügend. Bedeutend sind der Bilanztest der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie die Kosten für Rechtsfälle. Letztere sind in der Bankbranche stark gestiegen. Obwohl Deutsche Bank eine Reihe von kostspieligen Rechtsstreitigkeiten bereits aus dem Weg räumen konnte, ist die Bereinigung wegen möglicher Manipulationen des Libor-Zinses noch offen.
Das drückt auf den Aktienpreis. In Sachen Preis-Buchwert-Verhältnis liegt Deutsche Bank wie Barclays hinter anderen vergleichbaren Banken, insbesondere den Schweizer Grossbanken, zurück. Nach wie vor werden die Aktien mit einem Abschlag zum Buchwert gehandelt. Für die Bewertung ist die Rendite entscheidend. Bei höherem Eigenkapitaleinsatz ist das Niveau der Rendite entsprechend unter Druck. Analysten zeigten sich an der Telefonkonferenz deshalb skeptisch, ob das Renditeziel, wenn auch leicht angepasst, erreicht wird.
Deutsche Bank hat das Renditeziel etwas zurückgenommen. Neu soll die Gruppe erst 2016 12% Eigenkapitalrendite nach Steuern erzielen (statt schon 2015). Und das Renditeziel der Investmentbank wurde auf 13 bis 15% gesenkt, statt 15%. Ob der Markt die Kapitalmassnahme sowie die neuen Ziele goutiert, ist offen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch
Aktien-Alert
Von ABB bis Züblin – erhalten Sie sofort eine E‑Mail, sobald ein neuer Artikel zum Unternehmen Ihrer Wahl erscheint.
Um diesen Service zu nutzen, müssen Sie sich einloggen oder registrieren.