Dezemberruhe vor Januarsturm?
Je länger die Ruhe, desto heftiger der Sturm
2005 hatten die Federführer das Jahr Mitte Dezember beendet, um sich auf 2006 vorzubereiten – und das Resultat konnte sich sehen lassen: In der ersten verkürzten Handelswoche wurden 23 Neuemissionen über 7280 Mio.
Je länger die Ruhe, desto heftiger der Sturm - 2005 hatten die Federführer das Jahr Mitte Dezember beendet, um sich auf 2006 vorzubereiten – und das Resultat konnte sich sehen lassen: In der ersten verkürzten Handelswoche wurden 23 Neuemissionen über 7280 Mio. Fr. lanciert. Zu diesem Wochen- und Dezemberbeginn nun schien es, als ob die Lead-Manager bereits jetzt daran wären, sich für den Jahresauftakt 2007 zu rüsten – es wurden keine neuen Anleihen und Aufstockungen begeben. Ganz ohne Nachschub wird der Dezember wohl zwar nicht bleiben, nach den zahlreichen Emissionen in den vergangenen Wochen könnte er aber noch ruhiger werden als üblich. - Keinen Ausblick auf das Emissionsgeschehen, sondern auf die Weltwirtschaft gab am Dienstag UBS ab (vgl. Seite6). «Gedämpfte Exporte und Investitionsausgaben dürften das Wachstum in der Schweiz im kommenden Jahr bremsen», halten die Ökonomen darin fest. Für den Konsum bleibe das Umfeld dagegen gut. Er wird nach Einschätzung der UBS-Ökonomen von der erfreulichen Beschäftigungs- und Lohnentwicklung profitieren und dadurch der Wirtschaft zu einem weiterhin robusten Wachstum von real 1,5% verhelfen. - Schon im laufenden Jahr hat sich das Bruttoinlandprodukt erfreulich entwickelt und nimmt aller Voraussicht nach weit über Potenzial zu. Dies spült reichlich Liquidität in die Bundeskasse, sodass die Tresorerie das Ziel des Emissionskalenders 2006, brutto 6,5 Mrd. Fr. aufzunehmen, nicht zu erfüllen brauchte – sie beschaffte sich nur 5,7 Mrd. In der Regel informiert die Tresorerie in der ersten Dezemberwoche um den Samichlaustag darüber, wie stark sie den Frankenkapitalmarkt im kommenden Jahr zu beanspruchen gedenkt. Doch nun scheint sich die Veröffentlichung des Emissionsprogramms 2007 zu verzögern. Mit den Budgetdebatte im Parlament (vgl. Seite2) dürfte dies indes nicht direkt zusammenhängen. - Im laufenden Jahr hat sich die Tresorerie häufig am langen bis ganz langen Ende verschuldet und die deutlich flacher gewordene Zinskurve ausgenutzt. Zahlreiche andere Schuldner haben ebenfalls Lang- und Ultralangläufer begeben, war doch die Nachfrage von Versicherern und Pensionskassen gross. Daran dürfte sich vorerst nichts ändern, wie es in einer vom Schweizerischen Versicherungsverband in Auftrag gegebenen Studie heisst. Durch den Schweizer Solvenztest SST werde die Nachfrage der Versicherer nach langfristigen Anleihen stimuliert. Auf dem Frankenkapitalmarkt könne das zur (ohnehin schon weit fortgeschrittenen) Verflachung der Zinskurve beitragen (vgl. Seite25). - Damit sich die institutionellen Investoren überhaupt auf so lange Sicht engagieren, verlangen sie vom Schuldner beste Bonität. Diesen Anspruch erfüllt Zürcher Kantonalbank (ZKB) – nun auch im Urteil der Ratingagentur Moody’s. Sie erteilte dem mit einer Staatsgarantie des Kantons Zürich ausgestatteten Institut am Montag die Bestnote Triple-A und gab damit vor allem ein Votum über den Kanton ab. Die Analysten begründen ihren Entscheid denn auch mit der Garantie. Und nach ihrer Einschätzung ist der Druck gering, diese abzuschaffen oder zu schwächen. - Von Standard & Poor’s (S&P) wird ZKB seit Oktober 1994 mit AAA bewertet. ZKB ist damit die einzige KB mit einem Rating von zwei Agenturen. In der Schweiz bringt ihr dies zwar kaum Vorteile, doch auf internationaler Ebene könnte das Geschäftsvolumen dadurch vergrössert werden. Viele Zentralbanken verlangen mehrere Ratings, und auch im Swapmarkt genügt zum Teil eine Note nicht, um als Gegenpartei akzeptiert zu werden. - Nicht ein Institut, sondern einen ganzen Sektor hat S&P unter die Lupe genommen. Das Risiko in der Schweizer Versicherungsindustrie – und vor allem im Lebengeschäft – habe sich seit 2005 dank verbesserter Finanzprofile vermindert. Die umfangreichen Restrukturierungen der Portefeuilles wie auch des operativen Geschäfts, die Kostensenkungsprogramme, das solide Risikomanagement sowie die Abgleichung der Fristigkeiten von Aktiven und Passiven (Asset and Liability Management) trügen Früchte, kommentieren die Analysten. Die Wachstumsaussichten für die Branche beurteilt die Ratingagentur indes als verhalten, sei doch der Markt weitgehend gesättigt und der Wettbewerb gross.