Die Bank gewinnt Vertrauen – Neue Aktien gehen weg wie warme Semmeln – Ertragsentwicklung wird stabiler
Die am Dienstag bekannt gegebenen Pläne der Commerzbank, die Immobilienbank Eurohypo zu übernehmen, sind unter Anlegern sehr gut angekommen (vgl.
Die am Dienstag bekannt gegebenen Pläne der Commerzbank, die Immobilienbank Eurohypo zu übernehmen, sind unter Anlegern sehr gut angekommen (vgl. FuW Nr.91 vom 16.November). Am Donnerstag gingen die 57,7 Mio. neuen Commerzbank-Aktien aus einer für den Erwerb nötigen Kapitalerhöhung (ohne Bezugsrecht) weg wie warme Semmeln: Sie wurden zu 23.50 Euro zugeteilt, der Commerzbank flossen rund 1,36 Mrd. Euro zu. Die Aktien der Commerzbank stiegen am Donnerstag 3% auf 24 Euro und waren die Gewinner im Dax. - Am Donnerstag morgen teilte die Grossbank mit, sich mit den anderen Eurohypo-Anteilseignern Deutsche Bank und Allianz/Dresdner Bank darauf geeinigt zu haben, deren Anteile zu übernehmen. Die Commerzbank wird 17,2% zum 15.Dezember und 49% zum 31.März 2006 erwerben, zum Durchschnittspreis von 19.60 Euro pro Aktie. Die Transaktion hat einen Wert von 4,56 Mrd. Euro. Durch den Kauf der Anteile wird die Commerzbank mehr als 98% an der Eurohypo, die ihren Sitz in Eschborn nahe Frankfurt hat, halten. Die Transaktion soll im ersten Quartal des nächsten Jahres abgeschlossen werden. - Die künftige Commerzbank kommt gemäss eigenen Angaben in Deutschland auf einen Marktanteil von 22% in der gewerblichen Immobilienfinanzierung und bezeichnet sich darin als Nummer Eins (vgl. Tabelle), ebenso wie im Geschäft mit Staatsfinanzierung. In der privaten Immobilienfinanzierung liegt sie auf Platz 2. Die Bilanzsumme der neuen Bank wird 700 Mrd. Euro betragen. Vorstandschef Klaus-Peter Müller erklärte auf einer Pressekonferenz, das Institut verbessere seine Position klar. Grundlage dafür sei die breitere Kundenbasis, das bessere Produktangebot sowie ein hohes Cross-selling-Potenzial. Umgekehrt profitiere die Eurohypo von der Vertriebskraft der Commerzbank und könne ihre Immobilien-Erfahrung einbringen. Man werde von einer Erholung der deutschen Wirtschaft und des Immobilienmarktes überdurchschnittlich profitieren. - Der Vorstandschef stellte in Aussicht, in den nächsten Jahren den Gewinn je Aktie und die Eigenkapitalrendite deutlich zu steigern. Ausserdem soll die Entwicklung der Erträge stabiler sein. Müller hofft, bis 2008 Kosten- und Ertragssynergien zwischen 100 bis 130 Mio. Euro zu erzielen. Verantwortlich dafür sollen Skaleneffekte und Prozessoptimierungen sein, aber auch Einsparungen in der Verwaltung und den IT-Funktionen. Im Jahr 2007 sollen im Vergleich zur Commerzbank ohne Eurohypo der Gewinn je Aktie 26% höher liegen und die Rendite auf das Eigenkapital 2,3 Prozentpunkte steigen. - Ziel ist es auch, dass sich die Kernkapitalquote (Tier-1) von den für das erste Quartal 2006 in Aussicht gestellten 6,3% auf 6,5 bis 7% im Jahr 2007 erhöht. Das ist allerdings keine Meisterleistung, auch wenn Müller dies als zufrieden stellend bezeichnete. Zum Beispiel erreichte der deutsche Wettbewerber Hypo Real Estate im Jahr 2004 schon 8,3% und die Deutsche Bank kam per Ende September 2005 auf 9%. Im internationalen Vergleich sind allerdings all diese Werte keine Spitzenleistungen. Die Integrationsrisiken hält Müller für gering, die Eurohypo soll in ihrer bisherigen Form bestehen bleiben. - Die Zusammensetzung der Erträge der Commerzbank ändert sich: Die Eurohypo erzielte in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres einen Zinsüberschuss nach Risikovorsorge von 774 Mio. Euro, was den Löwenanteil der Gesamterträge der Bank ausmachte. Die Commerzbank erreichte im gleichen Zeitraum einen Zinsüberschuss nach Risikovorsorge von 1813 Mio. Euro. Dazu kamen aber 1770 Mio. Euro Provisionsüberschuss und 490 Mio. Euro Handelsergebnis. Durch die Eurohypo wird die Ertragsentwicklung der Commerzbank also tatsächlich stabiler, weil das Gewicht des schwankungsanfälligen Handelsergebnisses zurückgeht. Die von Müller anvisierten Verbesserungen der Profitabilität und der Renditen sind ambitioniert, aber nicht unerreichbar. Die Commerzbank will nun weiter akquirieren, innerhalb der nächsten drei Jahre in Russland, der Ukraine oder in der Türkei. Oberste Priorität habe aber Deutschland, auch wenn derzeit keine Gespräche geführt würden, so Müller. - Da durch die Eurohypo die Erträge stabiler werden und Gewinnentwicklung an Dynamik gewinnt, sind Commerzbank ein attraktives Investment. Die Aktien dürften 2006 zu den Gewinnern gehören.BA