Die Inflationsgefahr ist gering
Inflation ist wieder ein Thema.
Inflation ist wieder ein Thema. Doch ist sie auch eine Gefahr - Roger Keller von United European Bank, einer Gesellschaft der BNP Paribas International Private Bank, sieht darin kein Risiko – nicht in den USA und schon gar nicht in Europa. - Die USA würden einen immer grösseren Anteil an Gütern aus Niedriglohnländern importieren. Einerseits sei deshalb das Risiko, dass die Kerninflation bedeutend zurückgehe, gering. Denn die Rohstoffpreise blieben hoch. Andererseits werde die Inflation auch nicht gross zunehmen, solange sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht verbessere. - Die Vorlaufindikatoren wiesen darauf hin, dass die globale Wirtschaft weiter wächst. Die USA aber sind davon ausgenommen. Bis vor kurzem zeigten dort diese Indikatoren nach unten. «Das Wachstum der US-Wirtschaft dürfte 2006 in Richtung 3% abnehmen», schätzt Keller. Die US-Notenbank (Fed) werde die Zinsen 2006 weiter bis auf 4,75% anheben, dann die Erhöhungen beenden. Dies verheisst gemäss Keller aber wenig Gutes: «Wenn der höchste Punkt im Zinszyklus erreicht ist, kommt meist eine Krise auf uns zu. Wir wissen aber noch nicht von wo – vorstellbar sind Hedge funds oder der Immobilienmarkt.» Keller erachtet Bonds nicht als die Anlageklasse mit bester Wertentwicklung 2006. Wer aber investiere, solle auf gute Qualitäten setzen. Gute Einstiegsniveaus in zehnjährige amerikanische bzw. deutsche Staatsanleihen böten sich in den kommenden Wochen zu einer Renditen über 4,6% bzw. zwischen 3,65 und 3,95%. Der durchschnittliche Ölpreis werde 2006 auf 60$/Fass liegen Soft Commodities seien attraktiv. - Europa wachse so rasch wie nur möglich. Keller rechnet für 2005 mit Raten von 1,4% und für 2006 mit 1,5 bis 1,7%, wobei 1,7% das langfristige Durchschnittswachstum in Euroland sei. Die Europäische Zentralbank dürfte 2006 ihren Leitzins von 2,25 bis 2,75% erhöhen. - Die Bank of Japan, so erwartet der Ökonom, werde sich im zweiten oder dritten Quartal 2006 von der Nullzinspolitik lossagen und erste Zinserhöhungen vornehmen. Chinas hohes Wachstum hat Japan wie auch die Länder Restasiens beeinflusst. Den USA kommen mit 20% des Weltkonsums aber immer noch ein bedeutende Rolle zu. Einige Ökonomen rechnen damit, dass ein Rückgang des US-Wachstums auf 2,5% China hart treffen würde. Keller wendet dagegen ein, dass ein grosser Teil einer solchen unerfreulichen Überraschung aus den USA mit unerwartet guter Entwicklung in Japan und Europa ausgeglichen werden könnte.ZA