Die Investoren trauen Forbo wieder einiges zu
Jahrelang bereiteten die Aktien Forbo dem Investor wenig Freude: In den Neunzigerjahren bewegte sich der Kurs weitgehend seitwärts, ab dem Jahr 2000 sanken die Notierungen wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten.
Jahrelang bereiteten die Aktien Forbo dem Investor wenig Freude: In den Neunzigerjahren bewegte sich der Kurs weitgehend seitwärts, ab dem Jahr 2000 sanken die Notierungen wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten. 2004 startete das Private-Equity-Haus CVC Capital Partners prompt einen Übernahmeversuch. Nach dem Scheitern der von CVC verfolgten Pläne und mit dem Eintritt neuer Investoren trat die Kehrtwende ein: Die Valoren des Produzenten von Bodenbelägen, Klebstoffen und Transportbändern erholten sich sukzessive. Seit Anfang 2007 gehören Forbo zu den Titeln mit der besten Performance der SWX Swiss Exchange. Während der SPI seit Jahresbeginn nur knapp 5% avancierte, notieren Forbo 46% höher! Der geduldige Anleger kam auf seine Rechnung. - Nach dem Rückzug von CVC hat die neue Führung unter Konzernchef This E. Schneider die notwendige und überfällige Restrukturierung der Kerngeschäfte entschlossen an die Hand genommen. In allen drei Sparten wurden entsprechende Massnahmen eingeleitet. Es gelang im Jahr 2006, den schon im Vorjahr angedeuteten Turnaround zu bestätigen. - Im laufenden Jahr nun zahlt sich die Restrukturierung aus: Alle drei Sparten wachsen und sind rentabel, wenn auch noch in unterschiedlichem Ausmass. Das dürfte sich in den Halbjahreszahlen niederschlagen, die am 21.August publiziert werden. Wir gehen davon aus, dass der grösste Bereich, die Bodenbeläge mit einem Umsatzanteil von 44%, erneut die höchste betriebliche Marge erarbeitet. 2006 betrug die Ebit-Marge 8,2% und lag damit über dem anvisierten Zielbereich von 6 bis 7%. Die Sparten Klebstoffe und vor allem Transportbänder dürften sich operativ, ausgehend von einem tieferen Niveau, weiter verbessert haben. Insgesamt tragen alle Sparten zum Wachstum bei. Konzernchef Schneider hielt gegenüber «Finanz und Wirtschaft» fest, die Strategie, Forbo entwickle alle drei Sparten selbst weiter, sei nach wie vor gültig. Dabei sind neben organischem Wachstum auch Akquisitionen möglich, vorab in der Sparte Klebstoffe. - Forbo befindet sich auf Kurs. Dabei profitiert das Unternehmen – Schneider verhehlt das nicht – auch von der gutgehenden Konjunktur. In allen Märkten läuft das Geschäft erfreulich, mit einer Ausnahme: In den USA spürt Forbo eine leichte Abschwächung. Grosses Gewicht legt die Gesellschaft derzeit auf die weitere Entwicklung in China. So wurden die Vertretungen für die südostasiatischen Märkte an einem Standort in Schanghai zusammengefasst. Des Weiteren befindet sich die dritte Fabrik von Forbo in China im Bau. Die Sparte Klebstoffe erstellt in Schanghai ein Werk, das im September in Betrieb geht. - Wir gehen davon aus, dass Forbo die Ziele für das laufende Jahr erreicht. Das Umsatzwachstum dürfte mit 5% moderat ausfallen, doch ist mit einer überproportionalen Verbesserung des Ertrags zu rechnen: Das operative Ergebnis sollte rund ein Viertel und der Gewinn gar ein Drittel auf rund 82 Mio. Fr. wachsen. Damit würde das Ziel einer Ebit-Marge von 6 bis 7% erreicht. Im nächsten Jahr sollte sich das Wachstum fortsetzen, wenn auch weniger dynamisch. - Die Anleger haben den eindrücklichen Turnaround belohnt und signalisieren Vertrauen in die Führungsequipe. Überdies steht das Aktionariat für Kontinuität, Hauptaktionär Michael Pieper erachtet sein Engagement als langfristig. In der zurückliegenden Woche markierten die Aktien Forbo mit 720 Fr. eine neue Bestmarke, gaben dann allerdings nach Rückstufung durch Analysten leicht nach. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, basierend auf dem geschätzten Gewinn 2008, beträgt 20. Das ist sowohl historisch wie auch im Branchenvergleich hoch. Die Börse traut Forbo viel zu, die guten Aussichten sind im Kurs weitgehend eskomptiert. Wir gehen indes davon aus, dass das Duo Pieper/Schneider – beide sind namhafte Aktionäre – Forbo mit einer längerfristigeren Perspektive ausbauen wird und die Titel deshalb durchaus reizvoll sind.