Nach tagelangem Verhandlungsmarathon ist dem berechtigten Unmut der Holcim-Aktionäre über das Aktientauschverhältnis Rechnung getragen worden. Die Ankeraktionäre von Holcim und von Lafarge wollen die Fusion unbedingt durchboxen. Sie haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, mit dem die meisten institutionellen Investoren leben können.
Was aber führt die russische Eurocement Holding, die 11% des Holcim-Kapitals hält, im Schilde? Sie hat ihre Karten bisher nicht auf den Tisch gelegt. Stimmt sie zusammen mit den angelsächsischen Investoren gegen das Projekt, ist die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Stimmen akut in Gefahr. Es gibt ausserdem Investoren, die aus grundsätzlichen Überlegungen gegen das Zusammengehen sind und es lieber sähen, wenn Holcim allein bliebe. Stellt sich Eurocement hinter die Fusion, ist die Sache gelaufen.
Ganz sicher sind sich die Verantwortlichen der Sache offenbar nicht. Der Entscheid, die ausserordentliche Generalversammlung von Holcim vorzuverlegen, ist ein unschöner Kunstgriff. So wird verhindert, dass sich viele Investoren anhand der Resultate des ersten Quartals vor der Abstimmung ein aktuelles Bild machen können – ein Bild, so ist zu vermuten, eines weiter wachsenden Rückstands von Lafarge.
In Bezug auf die Governance gibt es neue Fragezeichen. Wer wird den Konzern mit 130 000 Angestellten operativ führen? Der seit einem Jahr für den Posten des CEO vorgesehene Bruno Lafont (Lafarge) nicht. Er soll nun Co-Präsident des Verwaltungsrats werden. Doppelspitzen taugen höchstens als kurzfristige Übergangslösung. Macht ist nicht teilbar. Just in einer solchen Mammutfusion wären klare Verhältnisse an der Spitze gefragt.
Die Mentoren des Projekts haben sich zusammengerauft, kurzfristig wird darob Erleichterung herrschen. Aber die kulturellen und machtpolitischen Hürden auf dem Weg zum «fortschrittlichsten Konzern der Baustoffbranche» sind zahlreicher und gewiss nicht niedriger geworden.
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Die Macht des Faktischen
Die Wahrscheinlichkeit, dass Holcim und Lafarge im Sommer fusionieren, ist markant gestiegen. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Arno Schmocker.