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Der Chef der BoJ, Haruhiko Kuroda (Bildmitte), steht von allen Seiten unter enormem Druck, höhere Zinsen zu tolerieren.
Wer könnte es ihnen verdenken: Die Verantwortlichen der Bank of Japan (BoJ) geniessen es womöglich, zur Abwechslung nicht eine hartnäckige Deflation bekämpfen zu müssen. Wie andernorts auch übertrifft die Inflationsrate vielmehr das offizielle Ziel der BoJ von 2% um 0,5 Prozentpunkte.
Die Rate für den Mai dürfte sich noch weiter vom Zielwert entfernt haben. Publiziert wird sie erst am 24. Juni, eine Woche nach dem Zinsentscheid der BoJ kommenden Freitag.
Solch eine «komfortable» Situation haben der altgediente Chef der BoJ, Haruhiko Kuroda, und seine Kollegen schon lange nicht mehr erlebt. Japans Wirtschaft befand sich seit Mitte der Neunzigerjahre mehrheitlich in einer Deflation – die Teuerung lag unter null, die Konsumentenpreise fielen somit auf breiter Basis. Wann immer die Inflation kurzzeitig stieg, war dies allein dem Ölpreis zu verdanken.
So schwach wie zuletzt 1998
Jegliche Tricks aus der Zauberkiste, die die Notenbanker haufenweise anwendeten, vermochten dem deflationären Druck nicht viel entgegenzusetzen. Die BoJ ist die mutige Vorreiterin vieler unkonventioneller geldpolitischer Massnahmen, die lange allerdings nicht fruchteten.