Die US-Industrie steht auf die Bremse
Die bisher guten Aussichten für die US-Wirtschaft erhalten einen heftigen Dämpfer: Die Chefeinkäufer der Industrie sind viel weniger optimistisch als erwartet, der Einkaufsmanagerindex (PMI) sinkt deutlich.

Die monatlich befragten Chefeinkäufer der Industrieunternehmen sind deutlich weniger zuversichtlich als im Dezember. Damit ist der meistbeachtete Frühindikator für den Konjunkturausblick markant gefallen: Der Einkaufsmanagerindex (Purchasing Managers Index, PMI) des Institute for Supply Management (ISM) sank von 56,5 im Dezember auf 51,3 im Januar.
Prognostiziert worden war ein geringer Rückgang auf 56. Werte über 50 deuten auf ein Wachstum im Industriesektor hin. Noch im November hatte der Industrie-PMI mit 57,3 den höchsten Stand seit April 2011 verzeichnet.
Kaltes Wetter und schwache Schwellenländer
Hauptgründe für den heftigen Rückgang waren das kalte Wetter in den USA und die Nachfrageschwäche in gewissen Schwellenländern. Analysten erklärten, es sei derzeit schwierig, den Einfluss des Wetters von fundamentalen Faktoren zu trennen. An den Aktienmärkten reagierten die Investoren mit Abgaben auf die schlechte Nachricht.
Der S&P 500 verlor am Montagmorgen 0,6% und der Dow Jones Industrial sank 0,5%. Der Dollar schwächte sich gegenüber dem Euro um 0,2% ab und handelte auf 1.3518 $/€. Für schlechte Stimmung gesorgt hatte bereits der offizielle PMI aus China .
In den USA sank die PMI-Komponente für den Bestellungseingang (New Orders) besonders deutlich, von 64,4 im Dezember auf 51,2 im Januar – das liegt immerhin noch über dem Schwellenwert von 50. Auch der Teilindikator für die Neueinstellung von Personal gab nach, von 55,8 auf 52,3 und damit weniger ausgeprägt.
US-Geldpolitik hängt vom Konjunkturverlauf ab -
Am vergangenen Freitag hatten bessere Konjunkturdaten als erwartet dem Aktienmarkt keinen Schub verliehen: Sowohl der PMI Chicago als auch die Konsumentenstimmung gemäss der Universität Michigan waren weniger gesunken als befürchtet. Zudem sind die Konsumausgaben der Amerikaner im Dezember stärker gestiegen als erwartet. Erfreulich ausgefallen war überdies am Donnerstag die erste Schätzung des Bruttoinlandprodukts (BIP) für das vierte Quartal 2013 mit einer Jahresrate von 3,2%.
Der Fokus der Anleger lag jedoch auf den Problemen in Schwellenländern und auf Quartalszahlen von Unternehmen. Nichtsdestotrotz sind Konjunkturdaten derzeit wichtig, um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank abzuschätzen. Solange die Inflation gering bleibt, liegt der Hauptfokus des Fed auf dem Arbeitsmarkt. Die neuste Statistik dazu wird am kommenden Freitag veröffentlicht.
Der meistbeachtete Frühindikator
Weshalb geniesst der PMI eine so grosse Beachtung an den Börsen? Zwar macht die Industrieproduktion lediglich 12% der US-Wirtschaft aus. Doch wenn Industriebetriebe mehr Aufträge bekommen, reagieren ihre Chefeinkäufer sogleich und bestellen zusätzliche Rohstoffe und Vorprodukte. Umgekehrt bremsen sie sofort, wenn der Absatz harzt. Aufgrund ihrer Position sind die Chefeinkäufer quasi die Späher für die Industrieaktivität, und diese gilt als gutes Barometer für die Gesamtwirtschaft.
Der ISM-PMI beruht auf einer landesweiten Umfrage unter 400 Unternehmen in zwanzig Industriebranchen, von Nahrungsmittelproduzenten bis zu Möbelherstellern. Er erscheint stets am ersten Arbeitstag des Monats und ist jeweils der erste Indikator für die Wirtschaftsaktivität im Vormonat.
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