Dividende trotz Verlust unverändert – Margendruck erzwingt Restrukturierung – Unechte Publikumsgesellschaft – Illiquide Nebenwerte
Scintilla zählt zur Konzernsparte Elektrowerkzeuge von Robert Bosch.
Scintilla zählt zur Konzernsparte Elektrowerkzeuge von Robert Bosch. Die nicht kotierte (und wenig auskunftsfreudige) deutsche Gruppe hält 94% der Aktien Scintilla. Es liegt nahe, dass sich die verbleibenden Publikumsaktionäre fragen, wann Bosch sie endlich auskaufen will. Ob das überhaupt vorgesehen ist, kann Scintilla-Finanzchef Max Siegmann nicht bestätigen, erwartet jedoch eine Positionsbestimmung des Hauptaktionärs an der bevorstehenden Generalversammlung vom 14.Mai. - Was das heisst, bleibt abzuwarten; Siegmann konnte gegenüber «Finanz und Wirtschaft» keine konkreten Angaben machen. Robert Bosch hat mehrere Möglichkeiten, sofern vorausgesetzt wird, dass der Konzern seine Werkbankverlängerung in die Schweiz überhaupt behalten will: Den wenig sinnvollem Status der unechten Publikumsgesellschaft einschliesslich des damit verbundenen Aufwands beseitigen und für das verbliebene Material, das einen Marktwert von rund 115 Mio. Fr. hat, ein – hoffentlich faires! – Angebot unterbreiten; sich Spielmöglichkeiten für Allianzen oder Mittelbeschaffung und daher das Börsenfenster offen halten; den Anteil schrittweise abbauen, was jedoch unwahrscheinlich ist, weil Bosch erst im August 2003 die Quote von 85 auf 94% aufgestockt hat. - Seither hat der Kurs der illiquiden, von der Finanzanalyse vergessenen Nebenwerte die Hoffnung auf eine Übernahmeprämie bereits eingebaut. Wir raten davon ab, nunmehr Neuengagements auf dieses oder auch jedes andere Szenario einzugehen; wir sind nicht einmal überzeugt davon, dass die Tochter Zuchwil weiss, was die Mutter in Stuttgart plant. So oder so: Bosch hat die Pflicht, den Publikumsaktionären endlich reinen Wein einzuschenken. - Die Leistungsdaten allein rechtfertigen die Bewertung (Kurs-Gewinn-Verhältnis 19 für 2005 bzw. 57 für 2004) jedenfalls nicht. Im vergangenen Jahr verhagelten Einmalkosten für den Geschäftsumbau (75 Mio. Fr. Restrukturierungsaufwand) das Ergebnis. Scintilla sieht sich zunehmender Konkurrenz von Billigprodukten aus Fernost ausgesetzt und muss dem daraus resultierenden Margendruck begegnen. Die Fertigung wurde in Zuchwil konzentriert, Werke in der Schweiz und den Niederlanden geschlossen, dafür die Produktion an den Niedriglohnstandorten Ungarn und China hochgefahren. Im Berichtsjahr schrumpfte der Weltmarkt für Elektrowerkzeuge wertmässig. Scintilla verzeichnete, auf vergleichbarer Basis, 6% weniger Umsatz als 2002. - Die Gesellschaft wird trotz des Verlustausweises erneut 14 Fr. Dividende je Aktie ausschütten. Die Rendite von 1,6% ist kein Anlageargument. Der Umstand, dass sich Scintilla das Wohl der Aktionäre in der gegenwärtigen Lage 31,5 Mio. Fr. kosten lässt, begründet immerhin die Annahme, dass 2004 schwarze Zahlen zu erwarten sind. Dieses Jahr soll durch die getroffenen Massnahmen der Umsatzrückgang gestoppt werden. Siegmann glaubt, dass Scintilla dank vieler Produktinnovationen dem Preisdruck standhalten und Marktanteile gewinnen kann. Ein Unsicherheitsfaktor ist die Entwicklung des Dollarkurses. - Die Restrukturierungsmassnahmen werden auch die Rechnung 2004 belasten, obwohl der grösste Teil des Sonderaufwands bereits 2003 verbucht wurde. Wir halten einstweilen an unserer vorsichtigen Schätzung von 15 Fr. Gewinn je Aktie fest. Zahlt sich das Fitnessprogramm aus, müssten sich die (zudem von Einmalkosten entlasteten) Margen ab 2005 erheblich verbessern, und es sollte wieder ein Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe möglich sein – umso mehr, als dannzumal wegen veränderter Vorschriften zur Rechnungslegung Goodwill nur noch im Bedarfsfall abgeschrieben wird. Für 2005 kalkulieren wir 44 Fr. Gewinn je Aktie. MR/MS