EBK-Verfahren aus Sicht der Bank abgeschlossen – Ausserordentliche Faktoren auch im ersten Quartal – Titel rentieren über 5%
Zwei Tage, bevor die Bellevue Group ihre Jahreszahlen präsentierte, streute die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) Salz in eine noch offene Wunde.
Zwei Tage, bevor die Bellevue Group ihre Jahreszahlen präsentierte, streute die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) Salz in eine noch offene Wunde. Die veröffentlichten Details des Verfahrens gegen die Bank brachten die Fragen rund um den Zusammenschluss von der Bellevue und der Swissfirst nochmals auf. Martin Bisang, CEO der Bellevue Group und grösster Einzelaktionär, machte deshalb an der Medienkonferenz publik, die EBK habe auch gegen ihn wegen Verstoss gegen die einwandfreie Geschäftsführung ermittelt. Die Behörde stellte den Sachverhalt fest, verzichtete jedoch auf Massnahmen gegen ihn. Bisang ist mit der Einschätzung der EBK nicht einverstanden, rekurriert aber nicht und gleicht die finanziellen Folgen des fraglichen Aktienverkaufs aus. Er will sich wieder ganz auf das operative Geschäft konzentrieren. - Der Begriff operativ bezieht sich nach dem Verkauf des Private Banking auf die zwei Geschäftsbereiche Asset Management und Investment Banking, bestehend aus Brokerage und Corporate Finance. Der den Aktionären zustehende Gewinn von 120 Mio. Fr. geht rund zur Hälfte auf die fortgeführten Geschäfte zurück. Der Rest stammt zur Mehrheit aus dem Private Banking sowie aus den Gewinnen, die durch den Verkauf desselben resultierten. Die Veräusserung der Swissfirst Bank in Zürich und Zug erfolgte jedoch erst im Januar. Dadurch wird im ersten Quartal ein ausserordentlicher Buchgewinn von rund 70 Mio. Fr. anfallen. Der Verkauf wird die Bilanzsumme um ein Drittel schmälern. - Die Ergebnisse in den fortgeführten Geschäftseinheiten sind ansprechend. Ein Vergleich mit den Vorjahreszahlen ist aber schwierig. Sie enthalten die fortgeführten Swissfirst-Einheiten. Die Bellevue-Einheiten wurden jedoch erstmals im letzten Quartal konsolidiert. Darum ist das Zahlenset 2006 das erste, um die künftige Entwicklung der Gruppe zu beurteilen. Hilfreich ist die erstmalige Aufschlüsselung des Kommissionsertrags nach Geschäftseinheiten. Daraus geht hervor, dass Brokerage und Corporate Finance 60% beisteuerten. 36% stammen aus dem Asset Management, wovon etwas mehr als die Hälfte wiederkehrende Gebühren waren. Von den Beteiligungsgesellschaften BB Medtech und BB Biotech vermochte nur Medtech Performance Fees einzunehmen. - Der Ertrag der Gruppe ist in hohem Mass von der Marktentwicklung abhängig. Das Geschäft ist recht zyklisch, wie Bisang selbst einräumt. Mittelfristig glichen sich die Schwankungen aus, wie er im Interview betont (vgl. oben). Im Gegensatz zu Privatbanken hat Bellevue wenig vertraglich gesicherte Erträge. Der Kommissionssatz im Brokerage wird zudem aufgrund der Konkurrenzsituation weiter sinken. Durch die Wertentwicklung der Aktien kann dieser Effekt ausgeglichen werden. - Auf der anderen Seite werden die Personalkosten steigen. Die Mitarbeiterentlohnung wird weniger vom Aktienbesitz abhängen. In der Bilanz steht neben den immateriellen Werten ein Goodwill von 160 Mio. Fr., dessen Werthaltigkeit jedes Jahr überprüft werden muss. Anleger kaufen mit Bellevue-Aktien Anteile an einem gutgehenden Broker und sind über die BB-Beteiligungsvehikel am Anlagethema Gesundheit beteiligt. Neben dem Markteinfluss wird das Gewinnwachstum vom organischen Ausbau der operativen Basis abhängen. Die Titel sind derzeit stolz bewertet. Sie sind kein Muss im Portefeuille, locken aber mit einer hohen Dividendenrendite von 5,2%. Die Ausschüttung ist möglich, weil das Geschäft nicht viel Kapital bindet, und zeigt die Zuversicht des Managements, das ebenso profitiert.CP