EMC setzt auf Software
EMC hat schmerzhafte Jahre hinter sich.
EMC hat schmerzhafte Jahre hinter sich. Der US-Speicherhersteller wurde wie alle IT-Konzerne von der Investitionsunlust der Kunden getroffen. Darüber hinaus musste das Unternehmen erkennen, dass es falsch positioniert war. Die Hochleistungsspeicher von EMC waren zwar technisch überlegen, aber für viele Kunden waren die kühlschrankgrossen Plattenspeicher schlicht zu teuer – und lieferten oft mehr Leistung als benötigt. Lange sperrte sich der Konzern gegen offene IT-Umgebungen und setzte auf die eigene proprietäre Software. Diese «Fehlstrategie» führte von 2000 bis 2002 zu einem Umsatzeinbruch von 40%. - Joseph Tucci hat die einst verschlossene und überhebliche EMC wieder auf Kurs gebracht. Einerseits hat er die Produktionsabläufe beschleunigt und die Mitarbeiterzahl reduziert. Andererseits hat er die Produktpalette in tiefere Leistungs- und Preisklassen ausgedehnt. Während das Spitzenprodukt Symmetrix DMX vor allem über die eigene Verkaufsorganisation abgesetzt wird, verkaufen Dritte – vor allem Dell – den Hauptteil der mittelgrossen Speicher. Mit dem Archivierungssystem Centera hat sich der Konzern einen weiteren Wachstumsmarkt erschlossen. Gesetzliche Auflagen für den E-Mail-Verkehr und Vorschriften für Finanzinstitute und Pharmakonzerne lassen die zu archivierende Datenmenge rasch wachsen. EMC ist 2003 Kooperationen mit Microsoft und Cisco Systems eingegangen. - Der Speicherkonzern stösst in den Software-Bereich vor. Im komplexen Management von Speicherfarmen (Datacenter) locken Margen von über 85%. In wenigen Quartalen will Joseph Tucci 50% des Umsatzes mit Software-Lizenzen erzielen. Setzt EMC seine Einkaufstour im gleichen Tempo fort, wird das eher früher als später der Fall sein. Im vergangenen Jahr wurden Documentum (Kaufpreis 1,7 Mrd.$) , Legato Systems (1,3 Mrd.$) und VM-Ware (635 Mio.$) übernommen. Im Markt für Speicherhardware ist es schwierig geworden, sich zu differenzieren. Daher rücken Speicher- und Datenmanagement in den Mittelpunkt. Mit der Neuausrichtung wird es Branchenprimus EMC – auch dank des Marktgewichts – gelingen, seine Position weiter zu festigen. - Die Aktien haben sich seit dem Tief von 2002 mehr als vervierfacht – und damit einiges vorweggenommen. Die hohe Bewertung (P/E 2004: 44) ist für ein Unternehmen, dass die Verlustzone erst vor kurzem verlassen hat, nicht ungewöhnlich. EMC weist eine höhere Wachstumsdynamik als der gemäss Joseph Tucci grösste Konkurrent, IBM (P/E: 21), und als Hewlett-Packard (P/E: 17) auf. Dank eines Bargeldpolsters von über 6 Mrd.$ und dem breitesten Produktsortiment in der Speicherindustrie verfügt die Gesellschaft über mehr Stabilität als die Konkurrenten Network Appliance (P/E: 61) und Veritas Software (P/E: 50). EMC werden sich in den kommenden Quartalen mindestens so gut wie der Technologiemarkt schlagen. Am 22. Januar legt der Konzern die Zahlen für das vierte Quartal 2003 vor.WG