Entscheid der Behörden soll bald anstehen
«Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und der schwedischen Arzneimittelbehörde unverzüglich die klinischen Daten zu Nobel Direct vorgelegt.
«Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und der schwedischen Arzneimittelbehörde unverzüglich die klinischen Daten zu Nobel Direct vorgelegt. Dabei zeigen unsere kontrolliert wissenschaftlichen Studien eine Erfolgsrate von über 98%. Hinzu kommen Angaben zu 2700 weiteren Fällen. In keinem Fall wurde unüblicher Knochenverlust festgestellt. Nun liegt es an der Behörde, die Daten zu sichten. Bis zu ihrem Entscheid werden wir uns nicht mehr äussern», sagte Nobel-Biocare-CEO Heliane Canepa zu «Finanz und Wirtschaft». - Seit Mai sieht sich der Zahnimplantathersteller mit Vorwürfen der schwedischen Professoren Tomas Albrektsson und Lars Sennerby konfrontiert. Sie bemängeln, das Implantatsystem Nobel Direct führe in einem Drittel der Fälle zu übermässigen Knochenschwund. Nach eigenen Angaben haben sie 300 Röntgenbilder analysiert. Bislang liegt Nobel Biocare Material der Wissenschaftler zu 27 Patienten vor, das umgehend der schwedischen Behörde weitergereicht wurde. Gemäss Sennerby sind die Daten deshalb nicht umfangreicher, weil nur diejenigen der Universität Göteborg zugänglich sind. Die von Kliniken können nicht herausgegeben werden. Nobel Biocare wiederum verwies auf die anekdotische Natur der 27 Fälle. Es gebe keinen Hinweis, dass sie Teil einer systematischen Analyse seien, und sie enthielten somit keinen wissenschaftlichen Beweis. Am Donnerstag erklärte schliesslich Par Olov Oestmann – er leitet eine Klinik in Schweden –, ähnliche Probleme beobachtet zu haben wie die Professoren. Allerdings soll er bei Sennerby habilitieren. Weil die von ihm gesetzten Implantate Teil der Studien von Nobel Biocare sind, weiss das Unternehmen von Oestmanns Erkenntnissen. Die Ergebnisse lägen eindeutig unter dem Schnitt der anderen Studienteilnehmer, kommentierte Nobel Biocare die Kritik. Das Hin und Her läuft seit Wochen. Das spiegelt sich im Aktienkurs (vgl. Grafik). Nobel Biocare verloren in einem Monat fast 15%. - Trotz dürftiger Daten der Professoren kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Produkt Mängel aufweist. Dagegen spricht zwar, dass Nobel Direct auf dem Replace-Select-Implantat basiert. Dieses ist seit 1997 auf dem Markt. Falls Nobel Direct dennoch zurückgezogen werden müsste, wäre das verkraftbar. Es hat 2005 nur 2% zum geschätzten Umsatz von 485 Mio. Euro beigetragen. Müsste das Unternehmen zudem einen Teil der bislang 60000 eingesetzten Implantate ersetzen, lassen sich Kosten von grob 45 Mio. Euro errechnen (angenommen, ein Implantat kostet 3000 Euro und es müsste ein Viertel ersetzt werden). Auch das ist verkraftbar. Gewichtiger ist vielmehr die Gefahr, dass Nobel Biocares gutes Image Kratzer abbekommt, zumal das Implantat Nobel Perfect ebenfalls kritisiert worden ist. Canepa hält auch diesen Vorwurf für ungerechtfertigt. «Wichtig ist, transparent zu sein, die Vorschriften absolut zu befolgen sowie durch und durch wissenschaftlich zu arbeiten. Mehr können wir nicht machen», sagt sie. - Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Nobel Biocare nicht ein zu hohes Tempo vorlegt. Kaum ein Jahr, in dem nicht neue Produkte mit einer enormen Marketingmaschinerie lanciert werden. Ein Produkt – vorausgesetzt, die wissenschaftlichen Daten stimmten – könne gar nicht vermarktet werden, wenn kein Bedarf bestehe, kontert Canepa. Im kommenden Jahr habe das Unternehmen jedenfalls erneut viel vor. Das ändert an der derzeit herrschenden Unsicherheit wenig. Nur das Verdikt der schwedischen Behörde bringt Klarheit. Für 25.Januar ist ein Treffen mit den beiden Professoren vorgesehen. Danach will sie alsbald – ohne das zu konkretisieren – entscheiden. Für spekulativ orientierte Anleger, die auf einen für Nobel Biocare positiven Entscheid setzen, ist der Zeitpunkt günstig, sich in diesen Werten zu positionieren. Fällt er indes negativ aus, ist wegen der hohen Bewertung (KGV: 30) mit einem erneuten Kursrückschlag zu rechnen.PF