Ernst Mäder
«Zuerst hatte ich gemischte Gefühle, als ich von der Bankenwelt in die halbstaatliche Suva wechselte.» Doch dieses Gefühl verflog schnell und machte einer hörbaren Begeisterung Platz, die man Ernst Mäder im Gespräch über seine dreijährige Tätigkeit für die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt anmerkt.
«Zuerst hatte ich gemischte Gefühle, als ich von der Bankenwelt in die halbstaatliche Suva wechselte.» Doch dieses Gefühl verflog schnell und machte einer hörbaren Begeisterung Platz, die man Ernst Mäder im Gespräch über seine dreijährige Tätigkeit für die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt anmerkt. Viele Leute wüssten gar nicht, wie solche Institutionen wie die Suva funktionierten und bekämen dadurch ein vorurteilsbelastetes Bild der gut 2500 Personen beschäftigenden öffentlich-rechtlichen Anstalt. «Die Suva wird unterschätzt: Seit Anfang der Neunzigerjahre hat sie sich zu einem Unternehmen gemausert, das genauso mit betriebswirtschaftlicher Effizienz und Flexibilität arbeitet wie Private», ist der 47-Jährige überzeugt. - Ernst Mäder ist per 1. Dezember zum Leiter des Departements Finanzen in die aus vier Personen bestehende Suva-Geschäftsleitung gewählt worden, wo er den nach 28 Jahren in den Ruhestand tretenden Richard Zufferey ablöst. Der in der Nähe von Luzern wohnhafte Vater von zwei Töchtern hat 1989 als Doktor der Ökonomie an der Universität Zürich promoviert. Nach verschiedensten Erfahrungen im Bankgeschäft – unter anderem von 1995 bis 1998 im Investment- und Private-banking der CS – hat der begeisterte Tennisspieler mit seinem Einstieg in die Suva als Leiter der Finanzabteilung eine «völlig neue Lebensqualität» gefunden: «Ein hochinteressanter Job direkt vor der Haustüre und die Herausforderung, in einer anderen Branche meine Erfahrungen im Asset-, Liability- und Risikomanagement einzubringen.» Diese Erfahrung hat sich bezahlt gemacht: Die nicht gewinnorientierte Suva, die rund 100000 Unternehmen bzw. 1,8 Mio. Berufstätige und Arbeitslose versichert, erwirtschaftete im Jahr 2000 neben den Prämien einen Kapitalertrag von 1,34 Mrd. Fr. (+6%), was in einem Ertragsüberschuss von 29 Mio. Fr. bei einem Gesamtaufwand von rund 4,8 Mrd. resultierte. Mit einem Anlagevermögen von rund 25 Mrd. Fr. gehört die Suva zu den grösseren Playern auf dem Schweizer Kapitalmarkt. Der Betrag wird zum grössten Teil in Eigenregie nach einer «modernen Anlagepolitik» mit permanentem Risk management investiert. So hätten sie Ende letzten Jahres schnell auf den Börsenabschwung reagieren und beim Aktienanteil «auf die Bremse» treten können. - Auch heute ist Mäder bei Neuanlagen am Kapitalmarkt sehr vorsichtig. Der Tiefpunkt sei wohl noch nicht erreicht. So liegt der Aktienanteil des aktuellen Suva-Portefeuilles mit rund 18,5% (Schweiz und Ausland) deutlich unter dem strategisch vorgesehenen Wert von 27,4%. Diese umsichtige Politik hat sich in den letzten Jahren als erfolgreich herausgestellt: «Wir mussten noch nie die Prämien wegen der Teuerung erhöhen», stellt Mäder stolz fest; zudem seien die aktuellen und künftigen Renten zu 100% gedeckt und die notwendigen Schwankungsreserven geäufnet. Auf eine mögliche Privatisierung angesprochen, zeigt sich Mäder überzeugt, dass man in Bezug auf die Organisationsform nicht schwarz- weiss malen sollte: «Das jetzige Modell der Suva ist – ohne Subventionen, was viele nicht wissen! – sehr erfolgreich und bedarfsgerecht.»PA