Erster Verlust seit 1986 – Dividende fällt aus – Aktien ohne besonderen Reiz
Die Lem-Aktionäre haben wenig Grund zur Freude.
Die Lem-Aktionäre haben wenig Grund zur Freude. Erstmals seit dem Börsengang 1986 weist das Genfer Unternehmen auf Jahresbasis einen Verlust aus, weshalb auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet werden soll. Das ist ärgerlich, weil das Management Anfang Februar im Rahmen der Neunmonatsberichterstattung einen gegenüber dem Vorjahr gehaltenen Umsatz und ein gutes Betriebs- sowie ausgeglichenes Nettoergebnis in Aussicht gestellt hatte. Der Umsatz der auf elektrische Messsysteme für Industrie, Bahntechnik und Stromverteilung spezialisierten Gruppe ermässigte sich 2002/03 (per Ende März) mit 3,9% auf 150,4 Mio. Fr. noch im Rahmen. Darin nicht eingerechnet sind nicht weitergeführte Aktivitäten mit einem Umsatzvolumen von 6,5 Mio. Fr. Wechselkurseinflüsse schmälerten die Einnahmen um über 10 Mio. Fr.; in Lokalwährungen resultierte ein geringes Wachstum. - Die zu Jahresbeginn gemachten Aussagen erwiesen sich, vor allem was den Gewinn betrifft, als zu optimistisch. Der Betriebsgewinn (Ebit) glitt im Schlussquartal von 5,8 auf 0,9 Mio. Fr. zurück. Vom Rückgang entfielen 3,1 Mio. Fr. auf Reorganisationkosten zur Schliessung von Verkaufsstellen (Lyon, Nürnberg), Straffung von Produktsortimenten und Senkung der Fertigungstiefen. Dass davon gemäss Finanzchef Kennerth Lundgren über zwei Drittel erst «im März erkennbar waren», stellt der Prognosefähigkeit des Managements kein besseres Zeugnis aus. Der vom Verwaltungsrat – präsidiert von Ex-Sulzer-Konzernchef Fritz Fahrni – erst kürzlich (vgl. FuW Nr. 41 vom 24. Mai) gefällte Entscheid, den Bereich Hochstromsysteme rückwirkend auf den 31. März in einem Management buyout zu veräussern, führte zusätzlich zu einem Verlust. Er belastete den Ebit mit 1,5 Mio. Fr. Lem erweckt damit den Eindruck, möglichst viele Sonderaufwände einem ohnehin schwachen Jahr belasten zu wollen. - Ein dank tieferer Zinsen geringerer Finanzaufwand bzw. ein höherer Immobilienertrag wurde durch eine grössere Steuerbelastung neutralisiert, sodass Lem auf Gruppenebene einen Fehlbetrag von 4,9 Mio. Fr. (i.V. Gewinn von 1,9 Mio.) ausweisen muss. Entsprechend wurde auch das Eigenkapital in Mitleidenschaft gezogen: Der Eigenfinanzierungsgrad rutschte unter 40%. Lundgren sieht darin keine Bedrohung, «da aus dem zum Verkauf stehenden Immobilienkomplex CTN Hypothekarschulden von rund 37 Mio. Fr. ausgebucht würden». Von der auf 63,5 Mio. Fr. leicht reduzierten Nettoverschuldung entfielen per Ende März somit nur 26 Mio. Fr. auf die industriellen Aktivitäten von Lem. - Angesichts der zu optimistischen Lagebeurteilung zu Beginn des Jahres bleibt das Management im Ausblick nun zurück- haltend. Möglich, dass die Genfer an der Medienkonferenz vom 11. Juni etwas konkreter werden, wie Lem die Zukunft sieht und bewältigen will. 2003/04 müsste ein ausgeglichenes Ergebnis auf Grund des Wegfalls von einmaligen Aufwendungen auch ohne konjunkturelle Unterstützung realisierbar sein. Was der um 5,6% auf 153 Mio. Fr. verbesserte Auftragseingang wert ist, wird sich weisen müssen. Anders als andere Small caps wie zum Beispiel Schaffner (vgl. Kursgrafik) blieben Lem in den letzten 15 Monaten von schmerzhaften Kurskorrekturen verschont. Die 12% über Buchwert (219 Fr.) gehandelten Titel sind deshalb noch immer stattlich bewertet. Kaufargumente lassen sich kaum finden. Mit einer Neubeurteilung muss zugewartet werden, bis die 58%-Immobilienbeteiligung CTN veräussert ist und der Turnaround sich in Zahlen niederschlägt.