«Es kommt zu einer scharfen Korrektur»
Heute mit
Arndt Ellinghorst
Automobil-Branchenanalyst
WestLB Panmure
Düsseldorf
Herr Ellinghorst, West LB Panmure hat eine grössere Studie über den europäischen Automobilmarkt veröffentlicht.
Heute mit - Arndt Ellinghorst - Automobil-Branchenanalyst - WestLB Panmure - Düsseldorf - Herr Ellinghorst, West LB Panmure hat eine grössere Studie über den europäischen Automobilmarkt veröffentlicht. Ihre Einschätzungen zeichnen sich nicht durch besondere Zuversicht aus. - Schon vor den Ereignissen des 11. Septembers beurteilten wir die Perspektiven der Automärkte mit einiger Zurückhaltung. Es hat sich nun fundamental einiges verändert, was nicht spurlos an den Neuzulassungen in den einzelnen Märkten vorbeigehen wird. Sonderfaktoren in den südeuropäischen Ländern wie etwa Verschrottungsprämien fallen zum Jahresende hin weg. Kommt hinzu, dass die Nachfrage auf dem amerikanischen Markt durch Kaufanreize der Hersteller künstlich hochgehalten wird. Mit dem nun nachlassenden Vertrauen wird es zumindest in den nächsten zwei Quartalen zu einer scharfen Korrektur kommen. Ab der zweiten Hälfte des kommenden Jahres rechnen wir dann mit einer Erholung. - Die gegenwärtige geopolitische Lage scheint Prognosen äusserst schwer zu machen. Möglicherweise werden sich die Konsumenten auch danach noch in Zurückhaltung üben. - Es besteht ein Risiko, dass es zu einem lang anhaltenden Terror kommt, der das Konsumentenvertrauen auf längere Sicht beeinträchtigen würde. Generell sollte man auf Investorenseite nicht so tun, als habe sich in den vergangenen Wochen nichts Aussergewöhnliches ereignet. Der Investor, der auf dem spätzyklischen Automobilmarkt bereits den nächsten Aufschwung vorwegnehmen will, muss sich des erhöhten Risikos bewusst sein und eine entsprechende Risikoprämie in seine Präferenzordnung einbauen. Zwischen dem Autokauf und dem Konsumentenvertrauen besteht eine enge Korrelation, wie man in den vergangenen dreissig Jahren immer wieder beobachten konnte. Der von uns erwartete Nachfragerückgang schlägt in einer von hohen Produktions-Fixkosten geprägten Industrie voll auf die Ertragslage durch. Deshalb sind wir mit Blick auf die Aktien von Massenherstellern besonders vorsichtig, weil sie eben stärker von dieser Entwicklung betroffen sind als die zyklusresistenteren Oberklassen- oder Nischenhersteller. In den Porsche-Zahlen wird das vergleichsweise wenig Spuren hinterlassen, wenn man eine nur kürzerfristige Wirtschaftsabkühlung unterstellt. - Das Zinsumfeld ist heute weitaus günstiger als während längerer Zeitabschnitte der Neunzigerjahre. Sehen Sie darin ein Element, das die Autonachfrage stimulieren könnte