Falsche und richtige symbolische Politik – Träger Arbeitsmarkt – Zwangswandler
Was geschieht am nächsten Donnerstag
Zum einen wird in der Schweiz die Stallpflicht für Geflügel aufgehoben – ein im Oktober verordneter Akt symbolischer Politik (der aus politökonomischer Warte möglich war, weil Hähne und Hühner keine Wählerstimme haben).
Was geschieht am nächsten Donnerstag - Zum einen wird in der Schweiz die Stallpflicht für Geflügel aufgehoben – ein im Oktober verordneter Akt symbolischer Politik (der aus politökonomischer Warte möglich war, weil Hähne und Hühner keine Wählerstimme haben). Zum anderen wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) dann die vierteljährliche Beurteilung der geldpolitischen Lage vornehmen. Männiglich geht davon aus, dass das dreiköpfige Direktorium den Leitzins einen Viertelprozentpunkt erhöhen wird – auch dies ein vorab symbolischer (aber in diesem Fall zugleich sinnvoller) Akt. Er belegt, dass die geldpolitische Normalisierung keine hohle Phrase ist. - Diesmal wird die SNB noch im Fahrwasser der Europäischen Zentralbank, die bereits gehandelt hat, segeln können – auch wenn sie es nicht darauf angelegt hat (vgl. FuW Nr. 96 vom 3.Dezember). Mit derartiger Schützenhilfe wird das Direktorium 2006 wohl nicht mehr rechnen können. - Am nächsten Donnerstag dürfte die SNB Zuversicht in Bezug auf die Konjunkturperspektiven versprühen. Am vergangenen Donnerstag hat Credit Suisse (CS) die Wachstumsprognosen zumindest für 2005 nach oben revidiert. Die Wirtschaft werde mit 1,7% statt wie bisher angenommen mit 1,4% expandieren. Für 2006 veranschlagt CS unverändert 1,7%. Auf den Arbeitsmarkt hat sich die bessere Stimmung noch nicht durchgeschlagen. Ende November betrug die Arbeitslosenquote zum Vormonat unverändert 3,7%, was fast 150000 Personen entspricht. - Die Prognose für das Bruttoinlandprodukt 2005 und 2006 nach oben korrigiert haben die Teilnehmer des vierteljährlich erhobenen Business Economists’ Consensus (BEC). 1,6 (bisher: 1,3) und 1,8% (1,7) sind nun die Durchschnittswerte. Trifft der BEC ins Schwarze, bleibt die Teuerung mit 1,2 und 1% unter Kontrolle. Merklich nach oben angepasst wurde die Dreimonatszinsprognose: in einem Quartal 1,1 statt 0,8 und in einem Jahr 1,4 statt 1,2%. Leicht aufwärts zeigt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen (2,3 und 2,4%). - Unbeeindruckt von der Schweizer Geldpolitik folgt der Schuldner seinem Emissionskalender, der am Mittwoch Schweizer Pfandbriefe lancierte. Die von den Schweizerischen Kantonalbanken eskortierten 21/4% Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken 2005/2014 über 450 Mio. Fr. fanden – trotz des hohen Betrags und der Liberierung noch in diesem Jahr – eine gute Aufnahme. Mehrfach überzeichnet war die Anleihe eines Schuldners, der nicht dank Sicherheiten, sondern dank Bundesgarantie erstklassig ist: Klein, aber fein trifft auf 23/8% Emissionszentrale für gemeinnützige Wohnbauträger (EGW) 2006/2018 über 93,7 Mio. Fr. zu, die von der Zürcher Kantonalbank arrangiert wurde. Die EGW ist die einzige Emissionszentrale, die noch ab und zu im Primärmarkt tätig ist. - Am Donnerstag stockte CSFB den Floater Kommunalkredit Austria 2005/2008 um 100 Mio. auf 550 Mio. Fr. auf. Seite an Seite mit ABN Amro wurde jedoch auch Kundschaft bedient, die ganz andere Durationsbedürfnisse verspürte. Der Langläufer 21/2% Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) 2005/2025 umfasst nun 500 Mio. statt 400 Mio. Fr. und wird ebenfalls von einem Staat garantiert – die Bundesrepublik Deutschland steht dafür gerade. Am Freitag lancierte ABN Amro im Solo einen Unternehmensschuldner, nämlich 23/8% Total Capital 2006/2016 über 200 Mio. Fr. Institutionelle Investoren hätten Bedarf an guten Corporates angemeldet, die Resonanz sei erfreulich, auch wenn die Emission noch nicht vollständig plaziert sei, führte der Federführer aus. - In einer anderen Liga spielte der von Swiss Re für die Finanzierung der Übernahme des Rückversicherungsgeschäfts von General Electric am Donnerstag lancierte Zwangswandler 6% Swiss Re Treasury (Luxemburg) 2005/2008 über 1 Mrd. Fr. (vgl. Seiten 3 und 10). Wie die am Dienstag lancierte Umtauschanleihe Sonata/Adecco wird auch die von CSFB und J.P. Morgan eingefädelte Emission nicht an der SWX Swiss Exchange kotiert, und die Mindeststückelung beträgt ebenfalls 100000 Fr. Standard & Poor’s benotet die Emission mit AA. Das Rating befindet sich – wie seit November dasjenige für Swiss Re – mit negativem Vorzeichen auf Creditwatch. Zwangswandler weisen keinen Kapitalschutz auf und haben daher wenig mit Obligationen gemein. - Wie versprochen hat Sarna die Konditionen für den freiwilligen Rückkauf von43/4% Sarna Kunststoff Holding 2000/2006 bekannt gegeben. Der Mindestrückkaufpreis beträgt 101,7%, entspricht also ungefähr dem Marktpreis. Obligationäre können Sarna bis 14.Dezember ein Angebot unterbreiten.