Finnischer Laminatfabrikant entdeckt Nordic walking
Europas grösster Hersteller faserverstärkter Profile, Exel Oyj, ist Beleg dafür, wie aus einem unscheinbaren Fabrikanten elektronischer Zündkapseln ein modernes Sportgeräteunternehmen geworden ist, das sich sogar als Entdecker einer neuen Sportart feiern darf – des Nordic walking.
Europas grösster Hersteller faserverstärkter Profile, Exel Oyj, ist Beleg dafür, wie aus einem unscheinbaren Fabrikanten elektronischer Zündkapseln ein modernes Sportgeräteunternehmen geworden ist, das sich sogar als Entdecker einer neuen Sportart feiern darf – des Nordic walking. - Das rasche Wandern mit Stöcken wurde bereits in den Dreissigerjahren von finnischen Skilangläufern während der Sommermonate ausgeübt. Eine spezielle Bezeichnung gab es damals für diese Tätigkeit nicht. Als eigene Sportart wurde Nordic walking 1996 lanciert, als sich Exel mit dem finnischen Langlaufverband und dem finnischen Sportinstitut zusammentat, um das Konzept «Nordic Fitness Sports» zu lancieren. Die ersten Spezialstöcke brachte Exel 1997 auf den Markt. - Der Durchbruch gelang Nordic walking zuerst in Finnland. Die derzeit am schnellsten wachsende Konditionssportart übt gut jeder zehnte Finne regelmässig aus. Mittlerweile wird Nordic walking von mehr als 3 Mio. Leuten in 20 Ländern praktiziert. Am meisten Zulauf hat es im deutschsprachigen Europa. Weil sich die Sportart langsam auch in den USA durchsetzt, werden nächstes Jahr wohl 5 Mio. nordisch Laufen. - Vorläufig hat Nordic walking mit dem Vorurteil zu kämpfen, es sei ein Seniorensport. Obwohl die Bewegungsabläufe wegen der gelenkschonenden Technik gut für ältere Leute geeignet sind, werden zusehends auch jüngere Fitnessliebhaber angesprochen. Im Vergleich zum üblichen Wandern werden mit Nordic walking viel mehr Muskeln beansprucht, was zu einem rund ein Drittel höheren Sauerstoff- und Kalorienverbrauch führt. - Dass gerade Exel von diesem neuen Trendsport profitiert, ist kein Zufall. Die Finnen waren vor 30 Jahren die ersten, die aus Glasfasern gefertigte Skistöcke entwickelten. Zuvor waren die Stöcke aus Holz, Bambus oder Metall. International bekannt wurden die Exel-Stöcke 1976 an den Olympischen Winterspielen in Innsbruck. Heute ist Exel der weltgrösste Skistockhersteller. Diesen Mai verkaufte er sein 30-millionstes Paar. - Ausser Skistöcken fabrizieren die Finnen aber auch Schläger und Bälle für Unihockey, Masten für Windsurfbretter (Fiberspar) sowie Golf-, Baseball- und Hockeyschläger. Von Januar bis September 2004 erwirtschaftete der Unternehmensbereich Sport mit einem Umsatz von 27,4 Mio. Euro (+34%) einen 162% höheren Betriebsgewinn von 4,4 (1,7) Mio. Euro. - Das zweite und seit der Übernahme des deutschen Verbundmaterialproduzenten Bekaert für 7,2 Mio. Euro grössere Standbein des Konzerns ist der Industriebereich. Im Neunmonatszeitraum stieg dort der Umsatz 81% auf 36,7 Mio. Euro und der operative Gewinn 156% auf 5,6 Mio. Euro. Hauptprodukte sind Gittermasten und Antennen für die Mobiltelefonie sowie Reinigungsblätter für Papiermaschinen. Obwohl Exel in diesen Bereichen Marktanteile gewann, erwägt es, einen Teil der Produktion in kostengünstigere Gegenden auszulagern. Konkret wird der Bau eines Werks in China erwogen. - Auf Grund identischer Rohstoffe und ähnlicher Produkte ergänzen sich der Industrie- und der Sportbereich von Exel ideal. Lediglich die Art der Kundschaft ist unterschiedlich. Mit der Lancierung des Konzepts «Nordic Fitness Sports» hat das Unternehmen bewiesen, dass es im Einzelhandel den Geschmack der Konsumenten trifft. Unter diese Sportkategorie fällt ausser dem traditionellen alpinen Skilauf, dem Langlauf und dem Nordic walking auch Nordic blading (Rollschuhfahren mit Stöcken), Hill walking, Schneeschuhlaufen und Nordic fitness skiing (kurze Langlaufskis). Alle diese Sportarten werden mit Stöcken ausgeübt. - Als Investment sind Exel ein Nebenwert, dessen Marktgängigkeit durch die Beteiligung der schwedischen Finanzgesellschaft Nordstjernan eingeschränkt ist. Dass der nach wie vor bescheiden bewertete High flyer von ausländischen Anlegern noch nicht entdeckt wurde, hat damit zu tun, dass er nur von vier finnischen Wertschriftenhäusern verfolgt wird. Mit Blick auf das intakte Wachstumspotenzial der nordischen Trendsportarten und die guten Aussichten für Verbundmaterialien dürften Exels Kursavancen noch eine Weile anhalten.VM