Coming soon to a bank near you: Kino-Slang, passend zur Aussicht auf Negativzinsen auf Sparkonti – leider. Wenn Harald Nedwed, Chef der Migros Bank, das nicht ausschliesst, wie er jüngst zu Protokoll gab, sendet er Signale: Der Druck auf die Margen im Zinsdifferenzgeschäft der Banken steigt; deren Glaube, die Zinsen würden sich binnen nützlicher Frist normalisieren, sinkt.
Negativzinsen sind kein Normalzustand, sagte Fritz Zurbrügg, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank im vergangenen Oktober. Doch in diesen zehn Monaten haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen im Ausland, besonders im Euroraum, nicht so weit verbessert, dass das Zinsniveau in der Schweiz steigen könnte, ohne den Frankenkurs nach oben zu treiben. Es sieht nicht nach einer baldigen Aufhellung aus. Das heisst: Die Banken – und womöglich bald auch die Sparer – müssen sich wohl auf längere Zeit mit der «neuen Normalität» Negativzinsen arrangieren.
Die Gewinner sind die Hypothekarschuldner. Wenn nicht alles täuscht, werden sich Immobilien noch auf längere Zeit zu ultragünstigen Konditionen finanzieren lassen. Das und die magere, ja: negative Rendite auf dem Sparkonto werden die Nachfrage nach Wohneigentum weiterhin befeuern. Damit steigt die Gefahr einer Blasenbildung in dieser Anlageklasse, freilich auch in anderen wie namentlich in Aktien.
Keynesianer würden übrigens wohl hoffen, mit Negativzinsen – quasi einer Strafsteuer auf aufgeschobenem Konsum – die Leute in die Läden zu treiben, was Konjunktur und Inflation endlich antriebe. Doch das zählebige Niedrigzinsregime macht die Menschen nicht kaufwütiger (vom Wohneigentum abgesehen), sondern vorsichtiger, denn sie sehen ihre Renten dahinschmelzen.
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Frage der Zeit
Der Druck auf die Margen im Zinsdifferenzgeschäft der Banken steigt, ihr Glaube, die Zinsen würden sich in nützlicher Frist normalisieren, sinkt. Ein Kommentar von FuW-Redaktor Manfred Rösch.